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Unser gemeinsamer Atem

Der Sommer des Aufatmens scheint vorüber // 1. September 2021

Von Torsten Krug

Es ist eine verrückte Zeit. Der Sommer des Aufatmens scheint vorüber, für die Geimpften und Genesenen soll ihm ein Herbst der Normalität folgen, ohne Masken, Abstand und Gedöns. Den Ungeimpften dagegen droht ein nicht nur symbolischer Lockdown: Sie sollen zu Hause bleiben – oder sich impfen lassen. Denn die Pandemie geht fast gänzlich unter ihnen weiter. Schneller und schneller infizieren sie sich und lassen auch die Zahlen in den Intensivstationen erneut steigen.

Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer
Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer

Da mutet es rational an, diese Ansteckungen so weit als möglich eindämmen zu wollen. Und dies nicht über immer weitere Einschränkungen der mittlerweile Geschützten, sondern durch das Ausschließen der (oftmals gewollt) Verwundbaren.

Nun hat dieses Ausschließen, wie schon früher, nicht unbedingt den Charakter eines Schützens, sondern wirkt wie eine Privilegierung: Wir Geimpften werden gelobt und gehätschelt, tatsächlich haben wir ja auch etwas für die Gemeinschaft getan. Sollen wir also nicht unsere neuen alten Freiheiten genießen?

Fakt ist, dass sich die Kulturbranche kaum erholen kann, wenn sie weiter von massiven Einschränkungen oder gar erneuten Schließungen bedroht ist. Ein Öffnen für die, welche kaum eine Gefahr eingehen, scheint nicht nur logisch, sondern ist für die Kultur existenziell. Die Frage lautet überspitzt formuliert: Möchte man die weitere Durchseuchung der Ungeimpften dabei zulassen oder nicht?

Vergangenes Wochenende spielten zwölf internationale Größen der improvisierten Musik in Wuppertal. Das erste Mal seit Ausbruch der Pandemie durfte die Insel in der ersten Etage des Ada aufgrund der neuen Corona-Schutzverordnung nahezu voll besetzt sein, mit kontrollierten 3G. Unsere Erfahrungen am Einlass: Nahezu alle Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland waren vollständig geimpft. Personen mit Tests lagen bei weit unter zehn Prozent. Dies ist möglicherweise nicht repräsentativ. Dennoch glaube ich, dass sich bei anderen Kulturveranstaltungen ein ähnliches Bild ergibt. Die Kontrollen und selbst die Maskenpflicht halte ich für ein kleineres Übel. Das größere schiene mir, einen Teil der Bevölkerung (noch immer rund 40 Prozent an Ungeimpften) von Kulturveranstaltungen auszuschließen, darunter beispielsweise auch Schwangere, Stillende, Kinder oder Menschen mit einer Autoimmunerkrankung. Auch in meinem Freundeskreis gibt es etliche, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht impfen lassen möchten. Darüber mag ich noch so sehr den Kopf schütteln, ich mag noch so sehr Angst um sie haben – ausschließen von dem, was uns Menschen sein lässt, möchte ich sie gerade nicht. Eine schon weit vorangeschrittene Spaltung in unserer Gesellschaft schiene mir damit noch weiter vertieft zu werden.

Kultur kann heilen. Nicht von Covid-19. Doch sie kann Perspektiven öffnen, den Geist durchpusten und die Seele aufrütteln. Wie die vier Generationen Musikerinnen und Musiker um den 80-jährigen Peter Brötzmann. Wer erlebt hat, wie 200 Menschen mit bloßen Augen dasitzen und lauschen, ihnen die Tränen kommen, sie körperlich mitschwingen, ringen oder suchen, wer sie gemeinsam hat atmen spüren – der mag sich nicht vorstellen, wenn ein solches Ereignis, von dem man sagen möchte: „Ich war dabei“, exklusiv werden sollte.

Und was kann eine Gesellschaft mehr voranbringen als das gemeinsame Erleben? Wir sollten uns nicht erheben, alle Zweifel und den Streit, selbst die Unvernunft nicht ausschließen. Allein die Konfrontation miteinander bringt uns weiter.

Anregungen und Kritik: kolumne@fnwk.de

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