Du bist, was du liest und kaufst 2. Juli 2025 Von Tine Lowisch „Bücher lesen ist wieder cool“, lese ich kurz vor dem Sommerloch auf fast allen Kanälen. Und anstatt mich einfach mal über eine gute Nachricht im Umfeld vieler schlechter zu freuen, denke ich direkt: Welche Bücher denn? Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp Magazine sind voller Vorschläge für spannende oder entspannende Sommerurlaubslektüre. Wer Romane liebt, wird da auf jeden Fall fündig und kann unter überraschend vielen Debüts auswählen. Wer diese Gattung der Literatur im Urlaub bevorzugt, findet zwischen den Buchdeckeln in dieser Saison vor allem romantische Geschichten, harmonische Verläufe jeder Art und garantiert geglückte Ausgänge aus Krisensituationen. In den Trend-Themen des Literaturbetriebs findet sich oft, was in der Realität zu verschwinden scheint. Also lesen Sie los und lassen sie zu, dass Geschichten ihr Herz ergreifen, denn im Herbst braucht es bei vielen gesellschaftspolitischen Entscheidungen sehr viel mehr Herz an Hirn. Mehr Empathie, mehr Liebe. Ich finde, etwas mehr davon wäre als fürsorglicher Antrieb zum Beispiel auch in der Politik nicht verkehrt. Ich schnapp mir diesen Sommer zur Herzensbildung ausnahmsweise auch mal den ein oder anderen Roman. Vielleicht greife ich sogar zu dieser neuen, romantischen Fantasy, der sogenannten „Romantasy“. Obwohl ich natürlich weiß, dass ich da nicht zur Zielgruppe gehöre. Vielleicht packt mich ja der Plot in glitzernder, Goldschnitt-Verpackung und ich finde mich wieder in einer schier endlosen Schlange von eventgetriebenen Fans? Irgendwas muss an dem Hype um die New-Adult-Literatur ja dran sein. Der Griff zum fantastischen Liebesroman passt auch gut zu meinem zweiten Vorsatz für die Sommerferien: Das eigene Schrebergartenhäuschen fit zu machen! Es heißt, dass die Ferien am besten dort gelingen, wo man sich wohlfühlt. In überfüllten, schlecht geführten Hotels oder Ferienanlagen, auf Kreuzfahrtschiffen oder auf Langstreckenflügen wäre das bei mir nie der Fall. Kurztrip-Städtereisen oder Tagesausflüge in Verbindung mit einem Kunstprojekt im ländlichen Raum eigneten sich für uns immer besser als funktionierende Erholungskonzepte. Am liebsten bleibe ich aber tatsächlich mit meinen Büchern zu Hause und reise sorglos in Gedanken. Das ist bestimmt nicht für jeden etwas, auch wenn es der Lebensrealität vieler Menschen entspricht. Eine Befragung im Auftrag des Sozialverbandes (SoVD) ergab, dass mehr als ein Fünftel der Familien mittlerweile finanziell so unter Druck steht, dass sie sich Aktivitäten wie Besuche in Zoos, Schwimmbädern oder Kinos als Urlaubsersatz nicht mehr leisten können. Wie die Budgets der institutionell geförderten, freien Kulturträger, die oft mit ihren Programmen das Sommerloch in der Kultur vor Ort versuchen zu schließen, sich im nächsten Jahr planen lassen, wird unter anderem heute im Kulturausschuss besprochen. Im Anschluss kann dann heute Abend in der Stadtsparkasse Wuppertal für ein ebenfalls verhältnismäßig kleines Budget großartige Kunst erworben werden. Der Erlös der ersten Kunstauktion ebenda geht an gemeinnützige Zwecke. Ich hoffe nur, dass die Kunstwerke, die auktioniert werden, im Vorfeld dieses Ereignisses sorgfältig digitalisiert wurden. Damit sie zukünftig im virtuellen Museum, das die Stadtsparkasse Wuppertal gerade online aufbaut, öffentlich gezeigt werden können, denn: Auch Kunst von Wuppertaler Künstlerinnen und Künstlern zu kaufen war mal cool. Und ist jetzt wieder cool, genauso wie das Experiment „echte Bücher“ zu lesen. Ihre Meinung an ➜ kolumne@fnwk.de 149