Kulturelle Bildung fördert Teilhabe Der Blick in die Zukunft funktioniert nur gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen // 7. Juli 2021 Von Björn Krüger Der Blick geht in die Zukunft: Die „Fridays For Future“-Aktivisten können endlich wieder auf die Straße, das Nachbarschaftsheim veranstaltet den „Tag des guten Lebens“ und wir (Dörte Bald, Cindia Krüger und ich) von der Kulturwerkstatt Alte Feuerwache sammeln die Wünsche von Kindern und Jugendlichen im „Wunschbriefkasten“ an der Nordbahntrasse. Der Blick in die Zukunft funktioniert nur gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen. Um dabei alle zu erreichen, ist es wichtig, auch den Jüngsten Teilhabe und Partizipation zu ermöglichen. Warum? Damit sie lernen, dass sie dazu gehören, dass ihre Meinung zählt und ihre Stimme auch gehört wird. Björn Krüger - Foto: Andreas Fischer Kulturelle Bildungsangebote bieten in diesem Kontext sinnvolle Zugänge für die nachwachsende Generation – wenn sie sich mit künstlerisch-kreativen Impulsen auseinandersetzt und wertfrei als „Erschaffer von Ideen“ erlebt. Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die meine Ideen von Anfang an unterstützten und zudem auch noch so viel Geld hatten, mir mein erstes Schlagzeug zu kaufen. Das ist jedoch keine Selbstverständlichkeit: Im Kulturkindergarten und in der Alten Feuerwache erleben wir alltäglich, was es bedeutet, dass Kinder mit unterschiedlichsten Voraussetzungen ins gesellschaftliche Leben starten. Das gerade allgegenwärtige Thema des Klassismus - also die Frage nach sozialer Herkunft - oder genauer: der Unterschied zwischen arm und reich - ist uns sehr präsent. Wir erleben, dass Familien mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende oder solche, die Hartz IV beziehen, seltener (bis gar nicht) Kultureinrichtungen besuchen, geschweige denn von ihnen wissen. Auch fehlen hier seitens dieser Institutionen ausreichend Zugänge und Informationen, die diese Zielgruppe ansprechen und einbeziehen. Unsere Familien haben den „Umgang“ mit diesen Häusern schlicht nie gelernt. Gerade deswegen ist es so wichtig, Kindern schon im frühesten Alter ebendies zu ermöglichen. Sie wirken dann zudem in ihre Familien hinein. Unsere Partnerschaft mit dem Sinfonieorchester Wuppertal liefert ein wunderbares Beispiel: Im Rahmen von Familienkonzerten in der Historischen Stadthalle werden unsere Familien von den Musikern des Orchesters persönlich empfangen und zu ihren Plätzen begleitet. Es wird geplaudert, denn die Kinder und die Musiker kennen sich ja bereits von Besuchen im Kindergarten. Ich glaube, wir können gar nicht ermessen, wie gerade solche Erlebnisse wichtige Weichen stellen können. Wir brauchen zahlreiche, enge und dauerhafte Kooperationen zwischen Künstler und Kultureinrichtungen zu allen Kindergärten und allen allgemeinbildenden Schulen der Stadt, denn nur hier sind alle Kinder schichtenübergreifend und in Vielfalt zusammen. Ein Muss für unser wunderbar buntes Wuppertal. Kulturelle Bildungsangebote müssen vor allem für unsere Jüngsten – Kindergartenkinder und Schüler – barriere- und kostenfrei sein. Das kostet viel Geld! Und unser aller Engagement, genau dafür zu kämpfen! So schaffen wir durch kulturelle Bildung gesellschaftliche Teilhabe, indem wir alle erreichen. Denn schließen wir die Jüngsten aufgrund ihrer sozialen Herkunft aus, machen wir es denen, die es eh schon schwer haben, noch schwerer. Über Feedback und Kommentare zu dieser Kolumne freuen wir uns sehr. Einfach eine Mail an: kolumne@fnwk.de 2088 Weitere Informationen WZ KolumneDiese Kolumne in der Westdeutschen Zeitung