Zwischen Wunsch und Wirklichkeit Von Tine Lowisch Ich kann mich nicht daran erinnern, wie viele Gespräche ich im vergangenen Jahr zum Thema Kunst- und Kultur in Wuppertal geführt habe. Es waren auf jeden Fall sehr viele. Und wer mich kennt, liebt oder hasst es, dass es mir in jedem einzelnen Gespräch darum geht, gemeinsam etwas zu entwickeln. Am besten etwas Handfestes, ein echtes Projekt also, das dann hoffentlich zu einer sichtbaren Verbesserung führt und kein Gedankengebäude bleibt. Manche empfinden das, was ich sage, als zu wenig intellektuell und anderen ist das, was ich besprechen will, zu komplex. Es ist ihnen irgendwie suspekt. Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp Und sich mit mir und uns ständig über die Lage der Kunst- und Kulturschaffenden in Wuppertal zu unterhalten, sogar beim Bäcker, ist vielen, das merke ich schon, regelrecht lästig. Und offen gesagt, mir auch. Macht nichts. Ich wundere mich ja selbst, dass wir nicht aufhören damit und fest daran glauben, dass es sich lohnt, über das, was man sich wirklich wünscht durchlässig im Gespräch zu bleiben. Auch wenn es natürlich vielen von Euch, wie ihr uns sagt, im Ergebnis zu langsam geht und die Bedürfnisse jedes Einzelnen doch so unterschiedlich sind. Die Frage, die uns im vergangenen Jahr sehr oft gestellt wurde: „Was genau macht ihr da eigentlich?“ beantworte ich dann. Zum Beispiel damit, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass irgendjemand eine gute Idee hat, ohne vorher genau zu beobachten und zu wissen, was es schon gibt. Oder was in der Vergangenheit von wem schon versucht wurde. Und es deshalb erst einmal wichtig ist, dass es uns nun gibt. Was aus dem Verein Freies Netz Werk Kultur dann geworden sein wird, wird sich auf der Grundlage von gemeinsam formulierten Bedürfnissen im fortlaufenden Abgleich mit der Realität entwickeln. Wenn zum Beispiel in den Wissenschaften Fakten zusammengetragen und verglichen werden, führt das ja auch zu verwertbaren Ergebnissen. Und so wissen wir, weil wir ja alles protokolliert haben, zum Beispiel genau, wie viele freiwillige Stunden wir innerhalb eines Jahres für unseren Verein gearbeitet haben. In diesen Stunden ist eine große Menge an Erfahrungswissen zusammengetragen und sehr viel Basisarbeit geleistet worden, auf der wir jetzt aufbauen können. Wenn wir am 20. Juni 2018 zu unserer ersten großen Mitgliederversammlung einladen, werden wir alle zusammen das erste Jahr Revue passieren lassen, detailliert Auskunft geben, Wünsche sammeln und auch äußern. Wir freuen uns auf Euch und erwarten unsere Mitglieder, oder die, die es werden sollten, an einer neuen, spannenden Adresse mit viel Potenzial. Dort wird der Gedanke, uns immer weiter miteinander zu vernetzen, um unsere Themen nachhaltig auf die Tagesordnungen dieser Stadt zu bekommen, weitergesponnen. Denn, wie ihr vielleicht wisst, werden gerade einige Entscheidungen getroffen und Positionen, die oft schon sehr lange bestehen, geändert. Wenn wir also gut vernetzt und konzentriert unsere einzelnen Informationen miteinander teilen und zusammenführen, lässt sich etwas aus der aktuellen Übergangsphase machen und wenn wir jetzt unseren Anspruch formulieren und abliefern, verbessert sich hoffentlich die Lage für die in Wuppertal lebenden Kunst- und Kulturschaffenden. Das wäre allen zu wünschen und ich glaube, es sieht im Moment gut für uns aus. 2684 Weitere Informationen WZ KolumneDiese Kolumne in der Westdeutschen Zeitung