Guter Rat in der Zeit der Besinnung schafft Freiraum für Begeisterung Von Tine Lowisch Einige Antworten auf die Fragen haben wir nun bekommen. Und es ergeben sich sofort neue. Wie immer, wenn es in die nächste Runde geht. Denn alles ist ein Prozess. Seit Montagabend 21.29 Uhr sind einstimmig bei einer Enthaltung in einer der längsten Ratssitzungen unserer Stadtgeschichte vier neue Pflöcke an bewährter Stelle eingepflanzt worden. Das Pina Bausch Zentrum, mit seinen vier Säulen kommt und mit ihm, nach einem mir unerklärlichen Stillstand in den Gesprächen, einer Art Fehlstart, nun endlich begeisterte Bewegung in die Übereinkünfte mit der Vergangenheit. Der Claim ist abgesteckt, um an dieser Stelle, am Wupperbogen im Graubnerbau, eine gebeutelte Stadt neu zu entwickeln. So eröffnen sich nun wieder Möglichkeiten zum offenen Diskurs und dieser kann nur stattfinden, wenn sich jeder auf der Grundlage des eigenen Gewissens die richtigen Fragen stellt. Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp Die Frage: Wie konnte es dazu kommen ist immer müßig, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Wenn man die Kuh vom Eis bekommen will, muss man sich immer wieder neu und sehr besonnen aufeinander zubewegen, sonst ist die Tragfähigkeit insgesamt nicht gewährleistet und das Fundament gefährdet. Die Frage: Was lernen wir daraus? bewegt mich. Wir sind als Wuppertaler nun alle gefordert uns einmal zu fragen, wie es wohl ist, wenn man persönlich Verantwortung übernimmt und Entscheidungen mitträgt, die Auswirkungen auf nachwachsende Generationen haben werden. Wir sollten jetzt Vertrauen vorausschicken, denn die Voraussetzungen für die Zukunft unserer Stadt sind am Montag geschaffen worden. Verbunden mit vielen Aufgaben und Pflichten. So muss an mehreren Baustellen, Reputation ohne Gesichtsverlust wiederhergestellt werden, um ein Weltkulturerbe angemessen zu bewahren und für die Zukunft fit zu machen – um ein lebenswertes Areal im Stadtraum zu generieren. Wir, das Unterstützer-Netzwerk der freien Kultur, fordern dies von Anfang an mit unserer lebendigen Kunst- und Kulturszene gemeinsam zu gestalten. Kunst, Kultur und Bildung schaffen Wohlstand, verhindern Extremismus und gestalten unsere Demokratie. Ganz in der Tradition unserer Stadt brauchen wir einen zukunftsweisenden und kreativen Ort der Bewegung. Wir brauchen diesen Ort als Kraftzentrum, als Motor für die Stadtentwicklung, als Freiraum in dem die lange Wuppertaler Tradition des bürgerschaftlichen und des künstlerischen Engagements lebendig sein kann. Es wäre schön, wenn jeder einzelne Bürger dieser Stadt seinen Willen und seine Bereitschaft sich zu wandeln vor lauter Verwunderung über die aktuellen Ereignisse nicht verliert und Haltung zeigt. Wir sollten Zukunftskunst wagen. Wunden müssen heilen, Krisen überwunden werden – mit der Kraft der Fantasie wird’s was. Transformationsprozesse sind kein business as usual und können nur gelingen, wenn man ein gemeinsames Ziel im Herzen und vor Augen hat. Wir haben es nun alle in der Hand, das Erbe einer großartigen Künstlerin als epochalen Meilenstein für Wuppertal zu erkennen. Wir Wuppertaler sind ein hartes Pflaster. Oft handelt man hier nach dem Motto: „Wenn wir die Einen nicht lieben dürfen, dann lieben wir eben die Nächsten“. Wer es aber in Wuppertal schafft, der schafft es von hier aus in die ganze Welt. Die Liste der Persönlichkeiten, die das nachweisen ist lang. 5452 Weitere Informationen WZ KolumneDiese Kolumne in der Westdeutschen Zeitung