Jeder Lösung geht eine Fragestellung voraus Von Tine Lowisch Hat noch jemand irgendwelche Fragen? Denn tatsächlich geht grundsätzlich jeder Lösung eine Fragestellung voraus, wenn es für alle gut werden soll. Ich bin in letzter Zeit oft gefragt worden, was ich genau meine, wenn ich zum Beispiel von signifikanten Unverhältnismäßigkeiten spreche oder ich mir mehr Identifikationswillen mit der eigenen Stadt und überhaupt bei so vielen Themen einen Wandel wünsche. Einmal ergab sich daraus sogar eine freie Fahrt. Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp Der Taxifahrer hielt, ohne, dass ich ihn gerufen hätte und bat mich ein Stück mitzufahren, weil er unbedingt wissen wollte, was ich mit Kippmomenten meine. Ich erzählte ihm vom schweren Felsbrocken am Strand, der langsam und unaufhörlich über lange Zeiträume unterspült wird und die Landung einer Fliege an einer neuralgischen Stelle ausreichen kann, den Brocken kippen zu lassen. So ergab sich eine unerwartete, sehr interessante Leerfahrt - ein intensives Gespräch mit einem ehemaligen Laienprediger, dessen Beobachtungen und Gedanken mich inspiriert haben. So ein Taxifahrer bekommt viel mit. Und nun zu anderen netten Menschen. Die Einen gehen, die Anderen kommen. Wenn am Mittwoch Monika Heigermoser, die zehn Jahre lang die Leitung des Kulturbüros unserer Stadt inne hatte, persönlich einlädt, um sich in ihren wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden, feiern wir eine äußert kompetente Frau mit viel Übersicht und Herz für die in Wuppertal lebenden, freischaffenden Künstler. Das Format des Viertelklangs zum Beispiel, das mittlerweile auf das Bergische Städtedreieck ausgeweitet ist, haben wir ihrer Vorstellungskraft zu verdanken. Und so hoffe ich, dass Du liebe Monika, an Deinem ersten Tag in Freiheit, am 1. September kurz bei uns in Vohwinkel vorbeischaust. Vielleicht begleitet Dich ja Deine Nachfolgerin Bettina Paust an diesem Tag, an dem darüberhinaus so viele weitere Angebote in die Kulturlandschaft der gesamten Stadt locken. Ich selber habe übrigens für diesen Abend eine Einladung aus der besseren Gesellschaft erhalten, die ich wirklich sehr gerne annehmen würde. Aber so ist das nun einmal: Das Ehrenamt fordert seinen Tribut und wie man es von uns gewohnt ist, werden wir natürlich geduldig und voller Hoffnung auf die nächste Einladung warten. Zum Glück kann unser Freund und Nachbar, der uns an diesem Abend sehr gerne unter seinen Gästen hätte, nachvollziehen, dass wir uns gegen das, was man das private Interesse nennt, den puren Spaß also, entscheiden und nimmt es nicht persönlich. Jetzt stellt Euch mal vor, Frau Paust kommt nach Vohwinkel und die ganzen Barmen-Elberfelder Kunst-und Musikfreunde dazu. Jeder weiß, dass Künstler Pioniere sind und dass das Publikum ihnen nachfolgt. Das ist schnell getan, denn unser Stadtteil ist über die Trassen und mit der Schwebebahn sehr gut erreichbar. Ach so, eins ist mir heute auch noch sehr wichtig: „Liebe Schulkinder, ich wünsche Euch super viel Spaß an Eurem ersten Schultag und einen guten Start in den Ernst des Lebens. Ihr müsst wissen, dass Bekanntes und Neues heute sehr rasch veraltet, Aktuelles obsolet und in rasanter Abfolge Normalität werden kann. Lasst Euch nicht verunsichern, stellt Eure Fragen und interessiert Euch. Denn da Ihr in einer Zeit aufwachst, in der Bildung, weniger denn je, hauptsächlich als Aufgabe für junge Menschen verstanden wird, heißt das: Ihr habt alle Zeit der Welt und man ist nie mehr so frei, wie man es als Kind war. Erhaltet Euch das und werdet Zukunftskünstler“. 4785 Weitere Informationen WZ KolumneDiese Kolumne in der Westdeutschen Zeitung