In der digitalen Spiegelwelt Wie viel Intelligenz steckt in Künstlicher Intelligenz? // 4. Juni 2025 Von Torsten Krug Neulich philosophierte ich mit einem Gast-Techniker der INSEL. Im Nachklang einer Veranstaltung kamen wir auf das Thema „KI“, bei dem ihn bereits die Namensgebung störe. Man solle doch in diesem Zusammenhang nicht von „Intelligenz“ sprechen, damit hätte das Phänomen nichts zu tun. Er benutze lieber den Ausdruck „machine learning“. Sicher gäbe es in diesem Bereich erstaunliche und hilfreiche Entwicklungen, doch wenn er mir einen Stift und einen Zettel Papier hinlege, könne ich in wenigen Minuten mehr Originäres zustande bringen als jemals eine KI, die dazu Massen von Energie und Ressourcen verbrauche – ein Quatsch, dieser ganze Hype! Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer Besonders originell fand ich seine Zukunftsvision des Internets, die gleichzeitig traurig stimmt: Der digitale Raum werde in naher Zukunft so zugemüllt sein – versteppt, versandet – wie alle anderen Lebensräume, die wir Menschen betreten, inklusive des Weltraums, wodurch das Netz als Quelle nur noch schwer zu gebrauchen sein werde: überall KI-generierter Schrott! Als jemand, der sein Leben lang mit Sprache umgeht, glaube ich tatsächlich relativ sicher Texte erkennen zu können, die von gelehrigen Maschinen zusammenkombiniert wurden. In der Zeitung „Zeit“ gab es eine Zeit lang sogar eine Kolumne, die von einer KI „geschrieben“ wurde. Sie war manchmal lustig, auch erstaunlich – doch komplett künstlich in jeder Hinsicht. Davon ist dieser Text, den ich hier produziere, hoffentlich weit entfernt. Ich habe ChatGPT gefragt, was es bis hierhin von meinem Text hält. Das „Fazit“ der detaillierten Antwort lautet: „Der Text ist gut geschrieben, stellt interessante Kritikpunkte auf und ist als subjektiver Meinungsbeitrag absolut legitim und lesenswert. Er lebt von seinem Tonfall und von persönlichen Erfahrungen, verpasst aber stellenweise die Chance, eine differenziertere oder faktenbasierte Perspektive einzunehmen. Möchtest du, dass ich dir helfe, daraus einen redaktionellen Beitrag, eine Erwiderung oder eine stilistisch geschliffene Version zu machen?“ – Aha. Einem Punkt kann ich beipflichten: „Viele finden in KI-generierten Texten kreative Impulse, auch wenn ihnen Tiefe oder Absicht fehlt.“ Vor einiger Zeit wurde an der Börse Wuppertal das KI Kompetenzzentrum für Kunst und Kultur, kurz „Kikk“, gegründet. Die Wuppertaler Digitalkünstlerin und Freie Netzwerkerin der ersten Stunde Zara Gayk begleitet das Projekt als künstlerische Leitung. Jeden Mittwoch ab 12 Uhr – also auch heute – lädt das Kikk zur offenen Sprechstunde ein. Diese soll Kunst- und Kulturschaffenden die Möglichkeit bieten, sich über den Einsatz von KI in kreativen Prozessen oder kulturellen Projekten auszutauschen. Bezeichnend findet sich auf der Website der Börse ein Beitrag dokumentiert, der in einer solchen Sprechstunde entstanden ist: Gefüttert mit Hölderlin oder gar der „Ursonate“ von Kurt Schwitters geht die KI nur noch mit Sinnlosem in Resonanz. – Doch wer weiß? Je mehr wir sie füttern, desto mehr wird sie lernen. Und immer besser Intelligenz oder gar Originalität vortäuschen. Abschließend habe ich ChatGPT um eine Einschätzung meiner gesamten Kolumne gebeten. Hier ein Teil der Antwort: „Der Autor lässt ChatGPT selbst eine Einschätzung liefern, um diese dann etwas schnippisch zu kommentieren (‚Aha.‘). Das wirkt leicht inkonsequent: Einerseits wird KI abgelehnt, andererseits aber für Feedback konsultiert – was wiederum zeigt, dass das Urteil vielleicht doch nicht so eindeutig ist, wie es im ersten Teil scheint.“ – Pah! Anregungen an ➜ kolumne@fnwk.de 163