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Die Erzählungen Wuppertals

9. Juni 2022

Von Torsten Krug

Neulich beim Klimagespräch im einst schönen Schauspielhaus meinte ein Teilnehmer in Bezug auf Wuppertal, diese Stadt habe keine eigene Erzählung. Meine Kollegin Tine Lowisch griff diesen Faden in ihrer Kolumne auf und spann ihn weiter im Sinne von: Diese Stadt hat viele Erzählungen, ist divers, und genau das macht ihren Charme und – ja – ihren Reichtum aus. Vielleicht meinte jener Satz aber auch: „Diese Stadt weiß nicht, was sie hat“.

Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer
Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer

Wenn in Karlsruhe, Freiburg oder, sagen wir, Bielefeld ein Weltstar wie Thomas Hampson mit dem dortigen Sinfonieorchester aufträte, fände sich in der lokalen Presse vermutlich eine halbe Seite Vorankündigung. In der WZ entdeckte ich eine kleine Notiz, deren letzter Satz lautete: „Es singt der Bariton Thomas Hampson“, mit anderen Worten: „Es singt ein Bariton“. Das entsprechende Konzert hatte Weltniveau, wurde allerdings von nur wenigen Wuppertalern wertgeschätzt – unsere Stadthalle („eine der schönsten Konzertsäle der Welt“, so Hampson) war höchstens zur Hälfte gefüllt. Ähnlich erging es kurz darauf dem „Budapest Festival Orchestra“, welches mit Gustav Mahlers 1. Sinfonie eines seiner Paradestücke im Gepäck hatte und ebenfalls Weltniveau vor überschaubarem, überwiegend auswärtigem Publikum bot. Dies nur zwei Beispiele aus der sogenannten Hochkultur.

Im Grunde mag ich dieses Understatement ja. Da singt halt ein weltberühmter Bariton, was soll sein? Auf der Insel im Ada hatten wir auch mal eine interne Gesprächsrunde mit Tänzerinnen und Tänzern, bei der ich mir ausmalen konnte, wie sie als öffentliche Matinee in New York sicher eine Schar teuer zahlender Gäste angezogen hätte. Ich mag das, wie gesagt, es ist sympathisch (und ich mag es nicht, wenn teure Tickets nicht Wertschätzung, sondern Barrieren bedeuten). Dennoch fürchte ich, die Erzählung Wuppertals geht ungefähr so: Wir halten nicht viel auf uns (manchmal auch nicht so viel auf andere), sind unaufgeregt, eher mopperich, bestenfalls: bescheiden. In Wuppertal muss man nichts sein.

Ich wünschte mir, diese Selbst-Erzählung bekäme in nächster Zeit einen neuen Twist, denn diese Stadt ist in meinen Augen auch ein Wunder. Pionier-Geist prägt sie – nicht erst seit Realisierung der Schwebebahn – bis heute. Der Schriftsteller Hanns-Josef-Ortheil, der hier zur Schule gegangen ist, sprach bei „Literatur auf der Insel“ einmal vom „mystischen Tal“, in dem alles möglich sei.Dieser immaterielle Reichtum, die Begabung zum Durchhalten, die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, zu improvisieren, der utopische Charakter speisen sich vor allem aus der Vielfalt der Kultur und der Kulturen in Wuppertal, aus den vielen engagierten Kulturorten, Cafés und Kneipen, aus der Arbeit der hier lebenden und impulsgebenden Künstlerinnen und Künstlern, ihrem Potenzial zur Verwandlung.

Vermutlich war dies auch ausschlaggebend für die Ausrichtung des weltweit größten Architekturwettbewerbs für nachhaltiges Bauen, des „Solar Decathlon Europe“ in Wuppertal. Dessen Projektleiter Daniel Lorberg jedenfalls gestand mir einmal: er habe sich durchaus verliebt in diese Stadt.

Ich wiederhole mich leider, wenn ich hier unke, dass dieser Zukunftsraum massiv bedroht ist. Der neue Haushaltsentwurf fokussiert auf Erhaltung und Einsparungen. Wer jedoch einmal begriffen hat, dass die Lebensqualität unserer Stadt am unschätzbaren Mehrwert hängt, den die Kultur bringt, wird diese ins Zentrum aller Bemühungen stellen müssen.

Anregungen und Kritik: kolumne@fnwk.de

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