Zusammenhalt für eine planetare Demokratie Die Kunst des konkreten Handelns // 2. März 2022 Von Uta Atzpodien Imagine in Blau-Gelb: Opernhaus, Gaskessel, in vielen Städten erleuchten Theater, Kulturorte und Gebäude in diesen Farben. Sie zeigen Haltung, Mitgefühl mit den Menschen der Ukraine und erkennen die Gefahr, mit der sich mit dieser jungen Demokratie auch die ganze Welt konfrontiert sieht. Mehr als hunderttausend Menschen haben sich am Sonntag in Berlin versammelt, ein Mobilmachen für Solidarität und Frieden, um gegen Putins Überfall, den Krieg in der Ukraine zu protestieren. Weltweit gibt es Friedensdemonstrationen, konkrete Hilfsaktionen. Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkuhl Es ist bizarr, als ob sich Erdplatten verschieben: Diese imperialistische Aggression, die immenses Leid hervorruft, scheint sich – aus der jüngeren Vergangenheit – in das vor vielseitigen Herausforderungen stehende 21. Jahrhundert verirrt zu haben. Begleitet wird sie insbesondere in Russland von staatlicher Propaganda, Leugnung tatsächlicher Fakten – Schwindel ist Teil der Wirklichkeit. Menschen werden verfolgt, unterdrückt, viele Kunstschaffende sind darunter. Dies macht der belarussische Autor Sasha Filipenko in seinem Buch „Die Jagd“ deutlich. „Dieser Krieg ist ein zynischer Verrat“ lautet ein mutiger Brief von über 600 russischen Wissenschaftlerinnen und Wirtschaftsjournalisten, „ein Schritt ins Nichts“. Sie fordern den Frieden aller Länder. Als „Zeitenwende“ wurde dieser Sonntag zum historischen Tag, um seitens Nato, EU und Deutschland für Zusammenhalt resultierende Maßnahmen markant und entschlossen auf den Weg zu bringen. Putin, ein „Tempomacher lange angestauter Reformen“? Ob die Aufrüstung dafür steht, bleibt zu klären. Angesichts von Klimakatastrophen und Artensterben manifestiert sich ein Epochenrand, wie dies der just veröffentlichte Weltklimabericht greifbar macht und ein markantes Handeln einfordert. Sind wir ausreichend wachgerüttelt? Unsere Gesellschaft, unsere weltweite Demokratie braucht wahrhafte Erneuerung. Lasst uns den zerbrechlichen Planeten Erde aktiv zum Akteur machen, weiteren Gefährdungen angesichts der Autokraten weltweit vorbeugen. In allen Teilen der Ukraine hat sich etwas entwickelt, was Putin um jeden Preis in der Ukraine, vor allem in Russland selbst, verhindern will: „eine aktive, kritische, fordernde Zivilgesellschaft“, so Susann Worschech, Mitarbeiterin an der Europa-Universität Viadrina. Für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegenseitiges Verstehen brauchen wir Kunst und Kultur. Dem widmet sich mit „Die Kunst der Demokratie“ der 11. Kulturpolitische Bundeskongress im Juni in Berlin. Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Wenn wir die Erzählungen und Bilder, die Töne und die Träume der anderen Nationen fühlen und sehen, dann werden wir besser begreifen, dass wir alle dasselbe Ziel haben: Das einer guten, gemeinsamen Zukunft, des friedlichen Zusammenlebens und der demokratischen Selbstbestimmung.“ Wir alle können uns gegenseitig inspirieren: Sei es die Mehrsprachigkeit der ukrainischen Literaten, auf die mich meine Muter aufmerksam machte, oder jemand wie Kenias UN-Botschafter Kimani, der bei einer Sondersitzung in New York prägnant, weise auf das Größere verwies, das – über Grenzen hinweg – im Frieden entsteht. Und hier? „Wuppertal braucht Aufbruchsmut“ sagte zur Jahreswende OB Uwe Schneidewind. Im Worldcafé „Quo Vadis Kunst & Kultur“ treffen wir uns am 8. März in der Färberei zu relevanten Themen. All dies fordert eines von uns: Zusammenhalt für eine planetare Demokratie, eine Kultur, gerne auch eine Kunst des konkreten Handelns für Demokratie, Freiheit, Frieden und den Planeten Erde: kolumne@fnwk.de 2017