Leerstand ist Freiraum mit vielen versteckten Geschichten Tine Lowisch über ein Kultur-Treffen der Extraklasse. Von Tine Lowisch Heute werde ich Ihnen von einem Kunst - und Kulturtreffen der Extraklasse, das letzten Samstag in Wuppertal stattgefunden hat, erzählen. Was war da los? Pünktlich um 15 Uhr startete ein Event, das der Veranstalter, der Verein 701, eine gemeinnützige Initiative Düsseldorfer Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wirtschaft und Politik, die wohl flächengrößte Kunstausstellung Nordrhein-Westfalens außerhalb eines Museums nennt. Diese Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft des amtierenden Oberbürgermeisters unserer Stadt. Sie läuft in Kooperation und unter der Ko-Kuration des ihm unterstellten hiesigen Kulturbüros. Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp Und tatsächlich: Alle, mit denen man rechnen konnte, waren da! So sind wir Wuppertaler: Wir kommen, wenn es was Neues gibt, und sind dann für kurze Zeit sehr aufmerksam und froh. Der neue Eigentümer der historischen Bandweberfabrik Kaiser und Dicke in Heckinghausen inszenierte mit dieser temporären Open-Space Ausstellung ihr Projekt, ein Baudenkmal kreativ in die Zukunft zu führen. Die Idee vom Wohnen und Arbeiten für Kreative, oder vielleicht besser vom Arbeiten und Wohnen in der direkten Nachbarschaft zu Künstlerinnen und Künstlern soll freiere Räume geben, ist mitten im Geist der Gegenwart platziert und wird wie an so vielen anderen Orten in der Welt, auch an dieser Stelle bestimmt neue Impulse setzen. So wallfahrteten wir Wuppertaler vereint mit den Kollegen aus der Landeshauptstadt zur jungen internationalen Kunst – geboten von 51 kuratierten, bildenden Künstlern, die sich mit ihren Artefakten auf die Aura von Bändern, Litzen und historischer Architektur bezogen. Hat die dargebotene Kunst dort in ihrem Ausdruck nun die Definition von Kunst erweitert? Diese Frage ist wie immer schwer zu beantworten. Ich finde aber schon. Irgendwie. Die Gastgeber agierten äußerst liebevoll, der Hype war da und es hat großen Spaß gemacht. Wann unterhält man sich schon einmal mit Kollegen, mit Intendanten, mit Wirtschaftsförderern, mit kulturpolitischen Akteuren, mit Unternehmern, mit Kirchenleuten kreuz und quer an einem Ort? Einfach nur als Mensch. Kann sich persönlich kennenlernen und die Wege für Zukunftskunst kurz machen. Das Konzept, Alles und Alle an einem Ort stattfinden zu lassen, vor allem die Gespräche, ist aus meiner Sicht voll aufgegangen und hat unzählige E-Mails, die sonst nur Datenschmutz bedeuten, überflüssig gemacht. Denn in der Fabric of Art, einem Open Space, den wir alle brauchen, wurde miteinander auf Augenhöhe gesprochen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass man den Initiatoren, die ja von außerhalb kommen, eine deutlichere Empfehlung mit auf den Weg gibt. Frei nach dem Motto: Ihr Kunstbegeisterten seid jetzt ja sowieso schon einmal da und das mitten in Heckinghausen. Schaut doch im Anschluss bitte noch auf der Woga Wuppertal vorbei. Denn, wenn die freien Wuppertaler Künstler in fußläufiger Umgebung, im Osten dieser lustigen Stadt, ihre privaten Rückzugsorte, ihre Ateliers, dem Experiment: Wer kommt, der kommt – bewusst nicht kuratiert, mutig öffnen: Dann geht doch bitte auch dort hin, wenn ihr sowieso schon unterwegs seid. Man kann das alles miteinander verbinden. Vielleicht macht ihr Euch ja nächsten Samstag noch einmal auf, besucht die flächengrößte Kunstausstellung in NRW außerhalb eines Museums ein zweites Mal, um die Kunst dort noch einmal in Ruhe zu betrachten. Setzt euch danach in die Schwebebahn und gebt der Woga im äußerst freundlichen Westen die Ehre. Das würde mich persönlich sehr freuen. 2969 Weitere Informationen WZ KolumneDiese Kolumne in der Westdeutschen Zeitung