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Kann der Frühling kommen?

Über Kulturförderung und Corona-Hilfen // 23. Februar 2022

Von Torsten Krug

Geht es Ihnen auch so? Seit Tagen durchforste ich die Programme verschiedener Kulturorte im Tal und notiere mir mögliche Veranstaltungsbesuche in den Kalender. Dabei bin ich schon bis in den April vorgedrungen. Mein Kulturhunger ist groß, und die Hoffnung, schon bald wieder „wie früher“ an Aufführungen, Lesungen oder Konzerten teilhaben zu können, steigt. Das Angebot ist breit: Zu den regulär geplanten Veranstaltungen kommen all jene, die in den letzten Monaten (erneut) verschoben wurden. Hinzu kommt: Es häufen sich die Signale aus der Kulturpolitik, dass Corona-Unterstützungen für Künstlerinnen und Künstler sowie für Kulturorte verlängert werden. Der kommende Frühling scheint für die Kultur in jeder Hinsicht ein Füllhorn an Möglichkeiten zu bieten.

Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer
Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer

Gleichzeitig poppte dieser Tage im Strom meiner Bildschirm-Nachrichten eine Petition der Mannheimer Philharmoniker auf, eines Orchesters, das wohl vor allem junge Mitglieder auf dem Weg in eine professionelle Kariere begleitet und über internationales Renommee verfügt. Anlass der Petition war die zukünftige Streichung jedweder Unterstützung durch die Stadt Mannheim und damit das mögliche Aus für diesen bedeutenden Klangkörper. Was war da los?

Ohne die Einzelheiten näher zu kennen, stellte mein Hirn sofort eine Verbindung her zu der kürzlich geäußerten Befürchtung eines befreundeten Jazz-Saxophonisten: In ein paar Jahren werde es übel aussehen mit der Förderung von Kunst und Kultur, das ganze Geld sei dann nämlich weg. Handelte es sich bei jener Streichung aus dem städtischen Haushalt also um einen Vorboten, um eine erste Bestätigung seiner Theorie? Gleichen die Corona-Hilfen möglicherweise einem Strohfeuer, das die stete Flamme öffentlicher Kulturförderung auszulöschen droht, welche doch die Zukunft unserer reichen Kulturlandschaft garantiert?

Beständige Förderung ist ein hohes Gut. Dass sie sich aus verschiedenen, nicht nur städtischen Töpfen speisen muss, machen selbst besagte Mannheimer Philharmoniker vor: Auf ihrer Website präsentieren sie stolz, unterteilt in „Gold“-, „Silber“- und „Bronceförderer“, eine Sammlung regionaler und überregionaler Unternehmen, die sie an ihrer Seite wissen. Dennoch bleibt die institutionelle Förderung durch eine Stadt die wichtigste finanzielle Ressource und auch Anerkennung für eine beständige Arbeit. Corona-Sofortprogramme und die Institutionelle Förderung eines angesehenen Kulturträgers stammen aus grundverschiedenen Töpfen. Dennoch verschlingt die Pandemie solche Unsummen an Geld, dass sich die Frage nach Einsparungen und Umverteilungen früher oder später stellen wird.

Im Grunde ist es ein Gemeinplatz: Für stetige Pflege, beispielsweise einer Straße, einer Treppe oder eines Spielplatzes scheint es oftmals an Budget oder Willen zu fehlen, für prestigeträchtige Großprojekte ist dann das Geld da. Der Gedanke greift wohl zu kurz. Wir brauchen auch die Großprojekte, die besondere Anstrengung und manchmal auch das Prestige, um Akzente zu setzen, in diesem Fall: die Sicherung des Überlebens einer Kulturlandschaft.

Hoffen wir also darauf, dass beides zusammen gelingt: Die Rettung bedrohter Kulturschaffender wie ihrer Orte – und das gemeinsame gesellschaftliche Projekt einer nachhaltigen Kulturförderung. Dann kann der Frühling kommen. Immer wieder.

Anregungen und Kritik: kolumne@fnwk.de

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