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Unsere Kulturwelt zwischen den Nachrichten

2. Oktober 2024

Von Torsten Krug

Heute möchte ich zwei scheinbar widersprüchliche Wahrnehmungen teilen: Die eine verbindet sich mit einer Bemerkung der Schriftstellerin Judith Kuckart, welche kürzlich die Premiere ihres neuen Buches „Die Welt zwischen den Nachrichten“ auf der INSEL feierte. Dieses ist zwar als Roman deklariert, stellt jedoch eine überaus dichte Reflexion eigener Lebensgeschichte dar – ein berührendes, autofiktionales Stundenbuch. Auf meine sinngemäße Frage „Warum jetzt dieses Buch?“ antwortete Kuckart, dass sie angesichts der uns täglich umbrandenden Nachrichten kaum noch fiktional schreiben könne oder wolle. Es habe sozusagen an Bedeutung verloren. Diesen – traurigen – Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen, ich erlebe ihn momentan sogar ausgeweitet auf das reine Lesen fiktionaler Texte. Es macht irgendwie keinen Sinn mehr, die andrängende Welt ist zu stark und zu schrecklich. Seit Wochen schon gelingt es mir – auch aufgrund intensiver privater Ereignisse – kaum noch, mich auf größere künstlerische Werke einzulassen. Bestenfalls die Aspekte der Ablenkung oder Berieselung spielen noch eine gewisse Rolle – also das Glotzen im Netz oder die arme Musik. Kunst und Kultur haben im Zusammenhang mit dieser meiner ersten Wahrnehmung nicht an Relevanz verloren, sie erscheinen jedoch wie auf ihre Oberfläche reduziert.

Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer
Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer

Nun kommt die zweite Wahrnehmung ins Spiel: Ich verbinde ja eben jene erste Wahrnehmung mit einer Bemerkung, die sich auf ein überaus kunstvolles Werk bezieht, die in einem Gespräch an einem Kulturort gefallen ist, vor Menschen, die alle mit einer Sehnsucht oder einem Wunsch dorthin gekommen sind, sich aufgerafft haben aus ihrer Nachrichtenhöhle, um sich gemeinsam mit anderen Menschen berühren und anregen zu lassen. Meine zweite Wahrnehmung sagt also: Wir haben Kunst und Kultur gerade so bitter nötig! – Und planen genau bei ihr Kürzungen auf Landes- und Bundesebene. Gerade mal 1,6 bis 2 Prozent des Steuereinkommens geben wir für Kultur aus, so die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters am vergangenen Sonntag im Deutschlandfunk. Das sei wenig angesichts des Ertrags der Kultur, welche für eine gesunde Gesellschaft sorge. Grütters betonte: Was man einspare sei viel weniger als das, was man an Schaden anrichte.

Es ist viel geschrieben worden über die gesellschaftsstabilisierenden Aspekte von Kultur: dass sie demokratiestabilisierend sei, dass sie Brücken bauen und Spaltungen überwinden könne. Das alles ist nach meiner Erfahrung richtig. Dennoch frage ich mich angesichts der seit langem erstarkenden Parallelgesellschaften, die uns bedrohen, ob wir nicht gesamtgesellschaftlich verschlafen haben. Wir haben Menschen bestenfalls willkommen geheißen, sie jedoch nicht ausreichend integriert. Manche von ihnen wollten es gar nicht. Wir haben viel zu viele Menschen alleine gelassen und sie im Kulturleben wenig bis gar nicht erreicht.

Doch spätestens hier drängt sich eine dritte Wahrnehmung auf: Möglicherweise sind die größten Parallelgesellschaften heute gar nicht mehr durch die Sprache, einen anderen Kulturkreis oder eine Religion bedingt. Möglicherweise ist es die „Gesellschaft“ derer, die sich in Parallelwelten des Internets ideologisieren, verdummen, gegeneinander aufstacheln und formieren lassen. Diese immer noch als weitgehend rechtsfreie Räume agierenden Parallelwelten scheinen unser alltägliches Zusammenleben längst zu überschatten. Wo aber „Licht“ hernehmen, als mithilfe der Kultur?

Anregungen an kolumne@fnwk.de

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