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Plädoyer, für die Werte unserer Demokratie einzustehen

Nach der Bundestagswahl: Mit Kultur, jetzt erst recht // 26. Februar 2025

Von Uta Atzpodien

Wahrhaftigkeit, Mitmenschlichkeit, Mut und „Deine“ Stimme brauche die Demokratie, so meldete sich kurz vor der Wahl die Politökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel zu Wort und lud flugs ein, beim Sonntagsausflug unbedingt das Wahllokal aufzusuchen. „Dat is nit ejal“: Ein Clip der Sängerinnen und Sänger des Chors der Oper Köln zog weite Kreise und mag dazu beigetragen haben, dass die Wahlbeteiligung mit über 80 Prozent weit über der der letzten Bundestagswahl liegt. Demokratisch gewählte Vertreter können undemokratisch agieren, so führen es uns die USA vor Augen. Daher nicht nur mein Appell an die Politik, alle weiteren Schritte im Zeichen einer Kultur zu vollziehen, die die Verbundenheit zu unserem freiheitlichen Grundgesetz spürbar macht.

Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkhul
Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkhul

Die Initiative „DNA for Democracy“ hat nicht nur dessen diesjährigen 75. Geburtstag zum Anlass genommen, um als künstlerischen Akt eine spezielle Tinte zu erstellen, in der das Grundgesetz als DNA-Sequenz gespeichert ist, mit der der Koalitionsvertrag unterschrieben werden soll. Begleitend dazu erschien ein Schwarz-Weiß-Film mit Statements wie jenem von Margot Friedländer: „Das Grundgesetz ist das wichtigste Gesetz, das es gibt – weil es Menschen sagt, ihr seid Menschen.“

Im Wahlkater beunruhigt bundesweit die extreme Polarisierung unserer Gesellschaft. Eindringlich zeugen davon besonders junge Stimmen. Wenig förderlich war hierfür die Wortwahl des vermutlich zukünftigen Bundeskanzlers, der Hunderttausende von gegen rechts demonstrierende Menschen als linke und grüne Spinner darstellte. Damit griff er weite Bevölkerungsgruppen an und unterstellte, dass es die Demonstrationen 2019 nach dem Mord an Walter Lübcke gar nicht gegeben habe. Diese und andere vergiftend-falschen Äußerungen stellen sich gegen das, was wir mehr denn je brauchen: Kompromissfähigkeit und Führungskompetenz. Unsere Gesellschaft kann nur dann innovativ, veränderungsfreudig und dynamisch sein, wenn Kooperation gelingt. Schuldzuweisungen und eine sich immer weiter etablierende Gewinnermentalität helfen nicht weiter, genauso wenig wie eine diskriminierende Untergangsrhetorik.

Die Werte unserer Demokratie sind gefragt. Letzte Woche hatte der bundesweit aufgestellte Fonds Soziokultur mit „Haltung zeigen mit Kultur“ zu einer Gesprächsrunde nach Wuppertal ins Café Swane eingeladen. In den letzten Jahren geförderte Vorhaben kamen zu Wort, wie beispielsweise mit Selly Wane, Hausherrin und zugleich Kulturmanagerin für Kookaburra, eine Initiative, die sich für Bildungs- und Teilhabechancen wie auch für einen konstruktiven Umgang mit der Diversität unserer Gesellschaft engagiert. Die junge Poetry-Slammerin Rebekka Ziemers betonte, wie dringend es – insbesondere für junge Menschen – mehr Räume für Selbstentfaltung brauche und junge Perspektiven konkret gehört werden müssen. Vielfältig sind die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, die im Alltag aktiv demokratische Werte fördern und so Haltung zeigen. Kontinuierliche Förderstrukturen können dies ermöglichen, refinanzierte Mindesthonorare, Freiräume, um Partizipation, Selbstwirksamkeit und unsere Demokratie kreativ und menschlich zu gestalten.

In Wuppertal ist – inmitten verbreiteter Niedergeschlagenheit – eine gewisse Erleichterung zu spüren. Schon bisher hat sich Helge Lindh einzigartig engagiert: Es stimmt zuversichtlich, dass er sich weiterhin als Bundestagsabgeordneter für Kunst, Kultur und Demokratie in der Bundeshauptstadt einbringen wird. Mein Kolumnen-Plädoyer richtet sich darüber hinaus an alle Parteien, sich für Kultur demokratiestärkend zu engagieren.

Bitte Feedback an kolumne@fnwk.de

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