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Einfach mal machen

5. März 2025

Von Christian von Grumbkow

Traurige Zeiten? Ängste und Unsicherheit? Politische und soziale Querelen? Populistische Figuren bestimmen die Debatten, und wir finden uns oft ratlos und verunsichert wieder. Das Geld wird knapper, und gerade die freie Kulturszene fragt sich angesichts drohender Kürzungen: Wie geht es weiter? Noch mehr Selbstausbeutung oder Resignation? Auch ich kenne diese Gefühle nur zu gut. Es gab Phasen, in denen ich ernsthaft an meiner Arbeit und den finanziellen Herausforderungen gezweifelt habe. Die Kunstwelt, wie ich sie kannte, geriet ins Wanken: Galerien schlossen, Kunsthändler meldeten sich seltener, Auktionen erzielten nicht mehr die Summen, die einst unvorstellbar schienen. Inmitten dieser Unsicherheit fragte ich mich: Wie weitermachen? Doch dann ergaben sich unerwartete Chancen, die mir nicht nur Mut gemacht, sondern auch meinen Blick auf meine Arbeit und die Welt verändert haben. Ich möchte diese Erfahrungen teilen, nicht um mich in den Vordergrund zu stellen, sondern um zu zeigen, wie viel möglich ist, wenn wir uns trauen, Neuland zu betreten.

Christian von Grumbkow - Foto:Andreas Fischer
Christian von Grumbkow - Foto:Andreas Fischer

Während der Pandemie besuchten mich zwei Ärzte, die sich für meine Arbeiten interessierten. Kurz darauf lud mich einer der beiden ein, meine Werke in einem neugebauten Hospiz in einer Nachbarstadt auszustellen. Anfangs war ich dagegen, dann auch sehr unsicher, weil so etwas im Kunstmarkt nicht üblich ist. Würde es da überhaupt ein kunstaffines Publikum geben, das meine Kunst zu schätzen weiß? Ich überwand meine Bedenken und entschied mich, die Gelegenheit zu ergreifen. Auch, weil ein Teil der Einnahmen an das Hospiz gespendet werden sollte. Zu meiner Überraschung wurden bei der Vernissage vier der größeren Arbeiten verkauft und im Lauf der letzten Monate wurden diese Kunden sogar zu Sammlern!

Einige Zeit später schlug der Arztkollege vor, eine Ausstellung auf der Insel Norderney zu organisieren. Das klang zunächst mal völlig schräg für mich. Wir waren dann sehr spontan im Sommer ein paar Tage dort – aus einer spontanen Idee wurde ein besonderes Erlebnis: Wir trafen auf offene Ohren und Augen und eine große Bereitschaft, eine professionelle Ausstellung nach meinen Vorstellungen zu organisieren.

Am Ende fanden erstaunlich viele Werke ein neues Zuhause. Und die Kulturverwaltung erwarb eine größere Installation, die jetzt im Foyer des Kurtheaters zu sehen ist. Darüber hinaus ergaben sich weitere Kontakte und Möglichkeiten. Ganz konkret: eine Einzelausstellung im Museum Gut Altenkamp, Papenburg, noch in diesem Jahr und eine Schau auf der Insel Jersey/GB. Dann kam auch noch die Anfrage, weitere Ausstellungen auf Norderney zu kuratieren. Oliver Sachse wird als nächster Wuppertaler Künstler seine Malerei ab Ostern 2025 auf Norderney zeigen.

Diese unerwarteten Begegnungen mit ungeahnten positiven Folgen zeigten mir, wie wichtig es ist, sich auf neue Situationen einzulassen. Aus diesen Erlebnissen habe ich eines gelernt: Mut und Offenheit können ungeahnte Wege öffnen. Nicht alles wird sofort ein Erfolg, und es gibt immer wieder Zweifel. Doch oft führen gerade die ungewohnten Schritte zu den bedeutendsten Erfahrungen. Die Welt verändert sich und mit ihr auch die Möglichkeiten, wie wir unsere Kunst und Ideen einbringen können. Ich möchte Euch ermutigen: Traut Euch! Riskiert etwas Ungewohntes! Lasst uns gemeinsam daran glauben, dass wir in schwierigen Zeiten nicht nur überleben, sondern wachsen können.

Ihre Meinung bitte an kolumne@fnwk.de

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