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Freiheit für die "Meckerfott"

Bei uns im Tal darf dat dat – das ist nicht überall so

Von Ulrich Rasch, Musiker

Seit über 40 Jahren beschäftige ich mich als Pianist hauptsächlich mit schönen Klängen, vom Repertoire des „American Songbook“ über Pop, Soul und Funk der 70er-Jahre bis hin zur heutigen Musik. Ich arbeite in Theater- und Musicalprojekten, spiele mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt und gebe Konzerte mit eigenen Kompositionen; dazu kommt der Unterricht. Ich lebe also vollbeschäftigt in dem einst von mir gewählten Fach.

Ulrich Rasch - Foto: Stefan Fries
Ulrich Rasch - Foto: Stefan Fries

Zugleich ist mir eine Show ganz anderer Art besonders wichtig geworden: Die „Talfahrt“, der satirische Jahresrückblick für Wuppertal, für den ich zusammen mit den sprachgewandten Kollegen Jürgen H. Scheugenpflug und Jens Neutag seit nunmehr 13 Jahren im Dezember und Januar auf der Bühne stehen darf. Mit meist leichtfüßigen Songs und Einspielungen zählt dieses Format eigentlich nicht zu meinem musikalischen Kerngeschäft und ich selbst brillierte vorher höchstens unfreiwillig als „Comedian“. Warum also wuchs mir die Talfahrt so besonders ans Herz?

Kunst, Unterhaltung und Weltgeschehen sind für mich nicht getrennt; ich möchte immer über alles Bescheid wissen, was uns alle angeht. Täglich verfolge ich die Nachrichten und bin seit Urzeiten Abonnent der Westdeutschen Zeitung. Ja. Zusammen mit der Rundschau und der WDR-Lokalzeit fühle ich mich zu lokalen Themen gut informiert. Und gerade diese sind es, die mich oft auf die Palme bringen – von Kleinigkeiten wie der Fehlplanung des Döppersbergs über die finanzielle Nicht-Ausstattung des Kulturbüros bis zu unfähigen Politikern in Stadt und Land …

Unsere Stadt ist an Aufregungen ungemein reich. Bei der Talfahrt bringen wir sie auf die Bühne und stellen unangenehme Fragen; wir decken nichts auf, aber wir klagen Missstände an, machen uns lustig über fragwürdige Entscheidungen und Fehlbesetzungen, nehmen kein Blatt vor den Mund, übertreiben gerne und sind auch mal hemmungslos ungerecht, weil Satire das nicht nur darf, sondern tun muss, um Vorgänge deutlich zu machen – und weil’s Spaß macht!

Als Musiker bewundere ich viele Singer-Songwriter-Kollegen für ihre Texte, in denen sie sich Bewegendes von der Seele singen. Ich selbst kann das nicht und sende meine Botschaften nur durch die Musik. Im Talfahrt-Trio mit meinen vielsprechenden Freunden darf es jedoch anders sein: Da packen wir fein ziseliert bis charmant-polterig in lustigen Texten und geklauten Songs (fast) alle Lächerlichkeiten der Stadt auf den Tisch und ich kann der Meckerfott in mir endlich richtig Zucker geben.

Auch unsere Vorstellung am letzten Sonntag in der Börse war wieder komplett ausverkauft; nach den dürren Coronajahren eine Erlösung. Diesmal saßen besonders viele der von uns besungenen Akteure des Stadtgeschehens im Publikum und ließen sich mehr oder weniger bereitwillig abwatschen. Und genau hier ist die Sache für mich ein besonders gutes Zeichen für unsere Kulturlandschaft: In diesem Land und unserer Stadt haben wir die Freiheit, unser Programm unbeschwert und ohne Furcht vor Repressionen zu spielen. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es sich anhört, und wir müssen es uns bewusst machen: Ringsum in der Welt, teilweise auch in Europa, werden die Rechte der Menschen immer weiter eingeschränkt und nicht nur Kritikern und Oppositionellen, sondern auch Künstlerinnen und Künstlern drohen für ihre Meinung schwere Strafen. Hier haben wir das Recht, anzuklagen und zu verurteilen. Wir haben nichts zu befürchten – außer, dass niemand mehr in unsere Vorstellungen kommt. Und danach sieht’s zum Glück im Moment noch lange nicht aus.

Ihre Meinung wie immer per E-Mail an kolumne@fnwk.de

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