Wuppertal braucht Investitionen in die freie Kultur 9. Juli 2025 Von Torsten Krug Am Mittwoch vergangener Woche hat der Kulturausschuss der Stadt Wuppertal die Erhöhungen der institutionellen Förderungen in voller von den Institutionen beantragter Höhe beschlossen. Dafür wollen wir an dieser Stelle ein ganz dickes . . . – Moment, Entschuldigung, ich habe da etwas durcheinandergebracht: Der Kulturausschuss der Landeshauptstadt Düsseldorf hat eine Erhöhung der Mittel für die Freie Kultur um insgesamt eine Million Euro beschlossen. So meldet es das Kulturzentrum Zakk, dessen institutionelle Förderung in voller beantragter Höhe gewährt wurde, auf seinem Instagram-Kanal. Die Stadt sende damit „gerade jetzt ein wichtiges Zeichen an uns alle. Wir sehen darin eine echte Wertschätzung unserer Arbeit und eine Anerkennung“ unserer „hohen Bedeutung“. Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer In Wuppertal ist gerade Wahlkampf. Es könnte den Kandidatinnen und Kandidaten gut zu Gesicht stehen, sich für einen der herausragenden Standortfaktoren Wuppertals stark zu machen: die Bedeutung der lokalen freien Kulturszene. Diese gestaltet den größten Teil des Kulturangebotes in Wuppertal und ist gleichzeitig von Kürzungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene bedroht. Die Bedarfe der Kulturorte und Anträge auf institutionelle Förderung wurden vor September 2024 formuliert und liegen der Stadt seither vor. Vergangenen Herbst hatte ein Arbeitskreis mit dem Kulturbüro die beantragten Erhöhungen geprüft und weitgehend empfohlen. Auch der Kulturausschuss folgte dieser Einschätzung. Die Entscheidungen darüber stehen jedoch bis heute aus und fallen woanders. Wo und wann genau, weiß niemand so recht. Es ist ein Erfolg, dass auf Initiative der freien Szene hin ein parteiübergreifender Antrag in den letzten Kulturausschuss eingebracht werden konnte, der den institutionell geförderten Häusern bis September 2025 eine Planungssicherheit zumindest für das kommende Jahr geben soll. Es ist ein Erfolg, dass die Existenznot der freien Szene im Wahlkampf Beachtung findet. Doch wirkliche Planungssicherheit hieße, eine Entscheidung über die im letzten Sommer beantragten Erhöhungen zu erhalten. Bisher dürfen wir uns darüber freuen, dass der freien Szene in den ersten beiden Quartalen 2026 nichts genommen werden soll. Kurz vor der Sommerpause, in der fast alle Kulturorte runterfahren und die drohenden Burnouts ihrer Mitarbeitenden abfangen, könnten wir uns einmal vorstellen, wie es wäre, wenn diese ab Ende August nicht wieder aus ihrem Sommerschlaf erwachten. Ohne hier übertreiben zu wollen – die Stadt wäre mausetot. Nur durch eine zu bauende „Arena“ würden noch „Events“ gejagt. Die Bedeutung der freien Kulturszene und ihrer Arbeit für Wuppertal lässt sich kaum in (wenige) Worte fassen und scheint offensichtlich. Drei Aspekte jedoch werden dabei oft übersehen. Erstens: Das reiche und kostbare Angebot der freien Kulturszene bekommt Wuppertal in Wahrheit spottbillig. Was Kulturorte, Künstlerinnen und Künstler täglich erarbeiten und anbieten, wäre, wollte man es neu erfinden, unbezahlbar. Zweitens machen vor allem Kulturorte aus jedem Euro, den sie von der Stadt erhalten, das Drei- bis Fünffache – sie binden Fördergelder aus Bund, Land und Kommune an ihre Orte und damit an unsere Stadt. Drittens: Jede Besucherin, jeder Gast von außerhalb lässt Geld hier, geht essen, übernachtet in einem Hotel oder nutzt ein örtliches Taxiunternehmen. Und kommt im besten Fall wieder. Kurz: Freie Kultur ist für die Stadt ein Schnäppchen und macht reich! Sie ist eine Investition in die Gegenwart und in die Zukunft. Anregungen an ➜ kolumne@fnwk.de vorheriger Artikel Du bist, was du liest und kaufst nächster Artikel Quo Vadis Wuppertal? 372