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Kunst und Kultur bleibt in Quarantäne erlebbar

In der Krise liegt eine Chance zum Paradigmenwechsel. // 18. März 2020

Von Tine Lowisch

Jeder Mensch muss jetzt ein Künstler sein. Dies ist das Gebot der Stunde und paradoxerweise eine riesige Chance, eine der stärksten menschlichen Fähigkeiten wiederzuentdecken: die Solidarität. Wenn sich das für Sie zu idealistisch anhört, kann ich das gut verstehen. Aber tatsächlich liegt in der aktuellen pandemischen Krise eine bisher nie da gewesene Chance zum längst überfälligen Paradigmenwechsel. Unser größtes Problem können wir genau jetzt aus der Welt schaffen: unseren Egoismus. Und nur so hat Joseph Beuys diesen oft zitierten Satz gemeint. Es ging ihm darum, dass wir uns selbst fortlaufend motivieren, uns als soziale Wesen zu behaupten.

Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp
Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp

Zum Beispiel, in dem Versuch, so altruistisch wie nur möglich zu sein. Wie das geht, auf Dinge zu verzichten, fragt man am besten – und das meine ich sehr ernst, bei freiberuflichen Künstlern ab, die mit großem Durchhaltevermögen versuchen von ihrer Kunst zu leben. Diese verhältnismäßig kleine Berufsgruppe hat ein Füllhorn voller kreativer Lösungen für Alarm- und Ausnahmesituationen im Gepäck und diese meist bereits über lange Jahre entwickelt und getestet. Die überwiegend prekär lebenden Freiberufler in Kunst- und Kulturberufen sind toptrainierte Manager, die trotz ihrer alltäglichen Krisen Zuversicht produzieren. Und die braucht es jetzt.

Da nun auch alle Kulturveranstaltungen abgesagt werden, ist ein Hilfsfond, ein Feuerwehrtopf für Freiberufler in Kunst- und Kulturberufen, so wie er jetzt von Bund und Land aufgelegt werden soll, eine absolut notwendige Investition in die Zukunft. Denn der Mehrwert der selbstständigen Kreativwirtschaft für die Gesellschaft, der in der Vergangenheit oft nur durch die Bereitschaft, stets in Vorleistung zu treten, durchgängig aufrechterhalten wurde, entfaltet nun seine volle innovative Kraft.

Der analoge Zugang zu Kunst- und Kulturveranstaltungen wird eine gewisse Zeit nicht mehr möglich sein. Kulturelle Erlebnisse werden in virtuelle Räume verlagert werden müssen, um die Versorgung mit Kunst und Kultur sicherzustellen. Jedes Lied, jedes Buch, jedes Bild das jetzt entsteht, oder bereits in der Welt ist, wird vielen Menschen helfen, die Nerven zu behalten. Denn da es nun heißt: Vermeiden Sie unnötige soziale Kontakte und bleiben Sie zu Hause, sind wir auf uns selbst zurückgeworfen.

Alle sollten nun bereit sein, innezuhalten und die Schnelligkeit, die uns seit Jahrzehnten ablenkt, gefangen zu nehmen. Entdecken wir die Langsamkeit als Chance wieder neu. Denn es ist ein Spiel auf Zeit, bei dem das Prinzip: höher, weiter, schneller nicht mehr gilt. Wie funktioniert Gesellschaft in Quarantäne? Bisher habe ich immer gedacht: da, wo die Menschen mehr in der Öffentlichkeit leben und viele alltägliche Begegnungen zwischen ihnen stattfinden, gibt es so etwas wie einen unbegrenzten Markt der kreativen Möglichkeiten. Den man, wenn man dafür sensibilisiert ist, wahrnehmen kann wie eine fortlaufende Performance des Miteinanders.

Aber jetzt, ganz akut ist der Rückzug in den privaten Bereich unumgänglich geworden. Dieses von Virologen empfohlene Sich-einspinnen, wird aus tiefer Verantwortung heraus verordnet und nun hoffentlich von jedem im Rahmen seiner Möglichkeiten beherzigt und situationsangemessen perfektioniert. Das sollte gerade uns Wuppertalern sehr leicht fallen. Ich werde zu Hause bleiben und meinem Mann weiter dabei helfen, Zuversicht zu produzieren. Und anstatt, wie sonst jede Menge Bücher zu lesen, werde ich jetzt sogar versuchen einen Bestseller zu schreiben. Denn auch ich muss jetzt eine Künstlerin sein. Und von irgendwas müssen wir ja leben.

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