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Erinnernd Zukunft leben

26. Jamuar 2022

Von Uta Atzpodien

„Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben.“: In ihrem berührenden Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ zitiert Gabriele von Arnim die eigenwillige Stimme der US-amerikanischen Schriftstellerin Joan Didion. In Arnims Buch wird Didion zu einer der Stützen, um den Tod ihres schwerkranken Ehemannes, den sie zehn Jahre lang gepflegt hat, anzunehmen. Ende Dezember starb Didion mit 87 Jahren, die „Wirklichkeitsseziererin“, so ihre Übersetzerin Antje Rávic Strubel. Einige Abschiede, Tode, Geschichten von Menschen erzählen mir nicht nur dieser Tage, dass ich sie nicht vergessen, mit in die Zukunft nehmen möchte. Es ist, als ob sie mir die Zukunft ins Ohr flüsterten. In Wuppertal hält so das Gedenken den 2020 verstorbenen Schriftsteller Karl-Otto Mühl präsent. Ende Dezember 21 verabschiedete sich auch Desmond Tutu im Alter von 90 Jahren, Friedensnobelpreisträger, früherer Erzbischof von Kapstadt. Tanzend habe ich ihn bei der Fußball-WM 2010 vor Augen: Er war charismatisch, ein engagierter, dabei auch humorvoller Versöhner und Vermittler, der Gewaltfreiheit verpflichtet, eine moralische Referenz im nicht einfachen gesellschaftlichen Wandel.

Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkuhl
Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkuhl

Vor wenigen Tagen ging die große Samba-Ikone Elza Soares. Aufmerksam wurde ich, als Wagner Carvalho, Leiter des Ballhaus Naunynstrasse in Berlin, ein StreetArt-Bild von ihr veröffentlichte, mit lilaner Haarpracht. Sie starb im Alter von 91 Jahren in Rio de Janeiro. Ihre unglaubliche Stimme, Kraft und Entschlossenheit durfte ich Ende der 90er-Jahre persönlich erleben, als ich im Team um Nitis und Fernando Jacon das Internationale Tanz- und Theaterfestival in Londrina, im Norden des brasilianischen Bundesstaates Paraná mit organisierte, das legendäre FILO. Umwerfend war sie, Elza Soares, die imposante Samba-Königin, eine großartige Musikerin, die schräg und schrill, ein Manifest im Auftreten, Feminismus voranbrachte, soziale Strukturen und den Rassismus kritisierte.

Jetzt am letzten Wochenende, genau um Mitternacht am 22. Januar, hat sich der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh im Alter von 95 Jahren auf die Reise gemacht. Geprägt von den Kriegserfahrungen in Vietnam stand und steht er für einen engagierten Buddhismus, setzte sich zeitlebens für den Frieden ein. Martin Luther King nominierte ihn 1967 für den Friedensnobelpreis. Nächstenliebe, Bewusstsein, Achtsamkeit, ein ständiges Bewusstsein um die Gegenwart prägte das, was er in die Welt, zu den Menschen brachte. Diese Praxis für eine Transformation, die im Inneren beginnt, durfte ich – wie viele andere – bei einem Retreat kennenlernen. Thich Nhat Hanh war es, der damals hier lokal das börsen-Projekt „Lebe Liebe Deine Stadt“ inspirierte, das mit „Gehe Wege in die Stadt“ startete, einem von dem Choreographen Mark Sieczkarek angeleiteten langsamen Spaziergang, einer Art Gehmeditation. Von wegen abgehoben: Meditation bedeutet schlicht Übung, Praxis, wie es vor ca. drei Jahren „Walk with me“ zeigte, ein Dokufilm über Thich, der beim OFF Stream in der Feuerwache zu sehen war.

Im Kondolenzschreiben regt Dalai Lama an: „The best way we can tribute to him is to continue his work to promote peace in the world.“ Ja, das ist die Kunst der großen Transformation, all diese Schätze, die Menschen uns hinterlassen haben, zu würdigen, sich von ihnen inspirieren zu lassen, sie weiter zu leben, fortzuführen, nicht zu schlafen, sondern sie – gerade in der aktuell angespannten Lage – aktiv zu nutzen. Nicht die Apokalypse bringt uns als Narrativ weiter, für mich ist die Geschichte der Transformation eine aufbauende: Erinnernd Zukunft leben.

Anregungen und Kritik: kolumne@fnwk.de

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