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Sie ist das Leben, zu dessen Schutz sie abgeschafft wird

10 . März 2021

Von Andreas Steffens

Wer Kultur für entbehrlich hält, und sie, als politischer Funktionär, dementsprechend misshandelt, ist nicht nur einfach ein Dummkopf. Er ist ein gefährlicher Dummkopf. So wenig es Kultur ohne Bildung gibt, so wenig ist sie mit dieser identisch. Man muss nicht wissen, wer „Die Physiker“ geschrieben hat, oder ein „Dem Andenken eines Engels“ gewidmetes Violinkonzert, oder was Lady Gaga oder Gangsterrap ist, noch, dass „Take Five“ nicht von Dave Brubeck komponiert wurde. Wer aber nichts von alldem kennt, wofür diese beliebigen Beispiele stehen, wird nie die Chance haben, so viel von der Welt zu erfahren, dass er sein Leben in ihr verstehen, gar selbst bestimmen könnte.

Andreas Steffens -  Foto: Claudia Scheer van Erp
Andreas Steffens - Foto: Claudia Scheer van Erp

Wer als politischer Amtswalter von denen, die Kultur praktizieren, verlangt, sie sollten ihre Berechtigung dadurch nachweisen, dass sie Spielstätten wie Theater, Kinos, Konzertsäle, Opernhäuser oder Museen mit zahlendem Publikum füllen können, gibt zu erkennen, dass er an allem interessiert ist, außer an mündigen Bürgern. Jeder Roman, der gelesen, jedes Theaterstück, das angeschaut, jeder Film, jedes Bild, die gesehen, jede Musik, die gehört wird, vermittelt denen, die sich mit ihnen als gestalteten Erfahrungen befassen und sie in sich aufnehmen, Einsichten, die das eigene Leben so viel klarer sehen lassen, wie es wahrgenommen werden muss, um seiner selbst mächtig zu werden und zu bleiben.

Die Verminderung der Kultur als Teil des öffentlichen Lebens der Gesellschaft verringert die wichtigsten Ressourcen von Sinn, ohne den es kein Leben in Freiheit geben kann. Schlimmer noch als die zynische ökonomische Vernichtung der Existenzen derer, die diese Ressource bereitstellen und durch ihre Lebensarbeit stetig erweitern und erneuern, und auf den Bühnen, in den Büchern, Filmen, Konzertsälen und Galerien für jedermann lebendig werden lassen, ist auf Dauer die damit einhergehende Ausschließung aller von den Quellen eines Bewusstseins möglichen Daseins.

Weil wir mehr wissen können, als wir selbst sind, können wir anders werden, als wir sein müssen, um überhaupt leben zu können. Jede kulturelle Leistung, jedes Werk demonstriert mögliches Leben und erprobt dessen Maßstäbe. Seine öffentliche Zugänglichkeit macht es zum Medium der Verständigung aller miteinander darüber, wie wir leben wollen, jeder für sich und alle miteinander. Das Schwinden von Kultur ist Verringerung unentbehrlichen Lebenswissens. Verächter der Kultur verachten die Menschen. Sie wollen sie so arm und unmündig, wie der Totalitarismus der Bereicherungsökonomie – der Krieg der Wenigen gegen Alle – sie macht.

Seitdem unsere Urahnen in den Höhlen ihrer Zuflucht vor einer feindlichen Welt die Mythen und die Malerei erfanden, sind es die Leistungen der Phantasie, zu denen die Erfindungen von Wissenschaft und Technik ebenso wie die der Künste gehören, die dem Menschen seine Selbsterhaltung ermöglichen. Die Kultur ausgerechnet im Kampf gegen eine der ältesten natürlichen Bedrohungen zu schwächen, ist ein Angriff auf die elementaren Mittel des Überlebens. Ihre Opferung ist das trojanische Pferd, aus dem nach dem Ende der Pandemie Funktionäre der Unfreiheit hervorbrechen werden. Sie ist das Vorspiel zur Enteignung des Lebens, dessen Erhebung zum absoluten Wert jedes Einzelleben wertlos macht. Kultur ist unentbehrlich, weil sie das ganze Leben ist. Sie widersteht der Feindlichkeit der Natur. Sie stillzulegen, macht Politik zu deren Agenten.

Anregungen und Kritik: kolumne@fnwk.de

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