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Lautes Schreiben in stiller Nacht

Was der Einzelne in der Pandemie tun kann // 16. Dezember 2020

Von Max Christian Graeff

„Ach …“ – was lässt sich anderes sagen, lang nachhallend in der Erinnerung daran, wie einfach es war, pünktlich zum Advent über die Bimmelbuden und verrosteten Glühweinkanister zu spotten, über das saisonal geizige „Nein“ zu Münzensammelnden und über die grassierende Gier aufs Optimum des global glitzergleißenden Geschenkeglücks.

Max Christian Graeff - Foto: C. Paravicini
Max Christian Graeff - Foto: C. Paravicini

Letztes Jahr war der Nassmarkt in Wuhan noch geöffnet und gerade mal 30 Infizierte weckten einen schnell abgewehrten Verdacht. Die Welt war nicht in Ordnung, aber wir konnten sie uns nochmal schönfeiern. Hauptsache! Und nun? Tausend Zahlen singen uns ein Lied, die Sternbilder am Himmel sind heuer Diagramme und bis zum Hals stehen wir in der Dünung und warten, dass die Wasser fallen. Bei so vielen Selbstständigen aus Gastronomie, Veranstaltungswelt und Kultur herrscht Verzweiflung und jede Welle vergrößert das Dilemma: Je prekärer die Situation ist, desto weniger mag man täglich davon hören. Was sollen wir denn schon tun?

Da gäbe es einiges. Zum einen wäre mal zu errechnen, welche Summen man in der zwangsläufig vergnügungsfreien Zeit gespart hat, sofern sie nicht in Selbstbelohnungen wie den neuen Laubbläser oder den dritten Kochautomaten flossen. Zumindest den Rest könnte man schenken, an jene, die in dünnen Booten und Zelten hocken und im Coronajahr mehrfach untergingen, im Wasser, im Feuer, im Schlamm und in unserer Aufmerksamkeit.

Oder an die Gören von nebenan, die – immer noch ohne Tablet – zum Nichtlernen gezwungen sind. Oder natürlich auch (hätten Sie hier anderes erwartet?) an die freien, nichts mehr verdienenden Künstler*innen, denen nun die zweite Jahresplanung verdampft. Wenn Sie selbst dieses Jahr noch gelassen nehmen können, dann geben Sie doch auch gelassen das, was sonst gleichwohl geflossen wäre.<7P>

Wobei Geld natürlich nicht alles ist: Eine famose und durchaus weihnachtliche Aufgabe wäre, zumindest mit dem täglichen Denken wieder weiterzukommen und Position zu den brennenden Gefahren für die Menschlichkeit zu beziehen, nicht laut im Netz, sondern ganz still unterm Lametta. Auch Mitgefühl ist Kultur – vor allem in einer sich verhärtenden Zeit – und die Veranstalter sind wir selber; der Eintritt ist frei.

Seit drei Jahren darf ich in der VHS eine Schreibwerkstatt moderieren. Die meisten Teilnehmenden kamen mit wolkigen Wünschen: Sie wollten „schreiben“, fanden jedoch weder Anfang noch Mut oder gar Formen und taten es alleine einfach nicht. Gemeinsam entstand ein richtiges Labor, ein Versuchen, in dem fern von Eitelkeit und Selbstfindung nur wenig scheitert und überraschend vieles gelingt, ob komisch, traurig, verspielt oder kämpferisch.

Wer dabeibleibt, weiß, dass keine durchschriebene Stunde vergeudet ist, auch wenn nicht gleich „Kunst“ entsteht. Aus diesem verzweifelten Jahr nehmen wir enorm viele gute Geschichten und Gedichte mit, die – ob laut gelesen, gedruckt oder auch verschwiegen, ob heiß oder kühl, romantisch oder völlig durchgeknallt – allesamt etwas verursacht haben: Sie geben Mut, um weiterzudenken. Sie nehmen sich den Raum zwischen den viel zu vielen Zahlen dieser Tage und verwandeln ihn in Kraft gegen Missgunst, Angst und Hass, in jene Hoffnung, ohne die nichts weiterleben kann, ob arm oder reich: weder die Gesellschaft noch die Bildung, die Kultur und die Wirtschaft.

Das können Sie tun, ob Sie es zu können meinen oder nicht: Fangen Sie einfach an! Schreiben hilft. Das Jahr ist noch lang genug. Und wenn Sie richtig in sich hineinhören, dann wird’s auch ohne Böller nochmal richtig laut.

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