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Kultur der sozialen Gerechtigkeit

23. März 2022

Von Tine Lowisch

Der Traum von der sozialen Gerechtigkeit ist weder im Sozialismus noch im Kommunismus und auch nicht im Kapitalismus jemals tatsächlich in der Lebenswirklichkeit der Weltgesellschaften angekommen. Dass die Machtlosen weiterhin von der sozialen Gerechtigkeit träumen, lässt die Mächtigen meist nicht so gut schlafen. Wer nicht gut schläft, wird unvorsichtig – macht Fehler. Manche dieser Fehler können durch konstruktiven Widerspruch korrigiert werden, viele nicht.

Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp
Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp

Ein großer Fehler in allen Systemen, in denen der Mensch versucht sich zu organisieren, ist die Ausformung von Dekadenz. Dekadenz deformiert natürliche Zusammenhänge, demütigt die Besitzlosen und ist genauso wenig geil wie Geiz. Wer sich zu viel nimmt, wer nichts abgibt, wer nur entnimmt und nichts zurückgibt, hinterlässt dem Nächsten nichts. Nichts denen, die doch eigentlich geliebt werden sollten. Das glaube ich, obwohl ich bald nicht mehr glauben kann. Ich glaube aber, dass ich wenigstens noch Lieben kann, Hoffen und Helfen natürlich auch.

Und Träumen: Ich träume von einer Kultur der sozialen Gerechtigkeit. Deswegen bin ich so gerne in Soziokulturellen Zentren unterwegs, denn da gibt’s sie noch, die guten Sachen. Da gibt’s noch Kultur für alle. Zum Beispiel in der Börse an der Wolkenburg, auf dem LandtagsSlam#Kultur, einer Veranstaltung der KuPoGe (Kulturpolitische Gesellschaft) – Landesgruppe NRW. In der Ankündigung steht: Kultur und Demokratie ergänzen sich. Beim Poetry-Slam, einem popkulturellen Dichter-Wettstreit- Format auf jeden Fall, denn da wird mit Worten gekämpft, nicht mit Waffen. Und wer den Slam gewinnt, entscheidet immer das Publikum. In der Börse in Wuppertal präsentieren Kulturpolitiker*innen, die sich in acht Wochen dem Votum der Landtagswahlen in NRW stellen, ihre Ziele, Ideen und kulturpolitischen Forderungen. Die amtierende Stadtmeisterin der Stadt Wuppertal im Poetry Slam, Eva Lisa führt durch den Abend an der Schnittstelle von Politik und Poesie. Als Preis winkt die Skulptur: Der junge Friedrich Engels, von Eckehard Lowisch, aus Zinn-Recyclat, im Taschenformat. Slam-Börse Wuppertal: Gefällt mir! Acht Wochen bis zur Landtagswahl, das ist nicht mehr lang, also geht an anderer Stelle der Wahlkampf direkt weiter.

Ick freu mir auf Claudia Roth in Wuppertal. Die neue Kulturstaatsministerin kommt ins Cafe Swane in die Luisenstraße. Seit dem 18. März 2022 ist Claudia Roth 100 Tage im Amt. Sie hat sich viel vorgenommen: Verbesserung der sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler also die Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft, ist nur ein Punkt aus dem Koalitionsvertrag der neuen Regierung in Berlin. Die Einrichtung einer Anlaufstelle Green Culture, die Bildung eines Kompetenzzentrums Digitale Kultur, die Stärkung der Zusammenarbeit mit dem Globalen Süden und der Ausbau der Kulturstiftung des Bundes und der Bundeskulturfonds als Innovationstreiber… da ist eine ganze Menge Arbeit auf ihrer Agenda. Hoffentlich schafft sie es trotzdem zu uns nach Wuppertal zu kommen. Der Kreisverband der Grünen lädt sie auf jeden Fall ein, zusammen mit Mona Neubaur und Marc Schulz, die sich in den Landtag bewerben, ein Podiumsgespräch mit dem Titel: Wer holt die Kultur aus der Krise? mit den Kulturschaffenden in Wuppertal zu führen

Wir Kulturschaffende in Wuppertal sollten bis zu diesem Gespräch, nächsten Sonntag, unsere Hausaufgaben gemacht haben, denn es geht immerhin um die Landeskulturpolitik NRW der nächsten fünf Jahre. Setzen wir also alle zusammen kulturpolitische Akzente die eine Kultur der sozialen Gerechtigkeit ermöglichen: Jetzt haben wir die Chance dazu.

Anregungen oder Kritik: kolumne@fnwk.de

UPDATE // Der erste Preis beim LandtagsSlam#Kultur: die Skulptur, der junge Friedrich Engels aus Zinn-Recyclat im Taschenformat von Eckehard Lowisch, ging gestern Abend, nach beeindruckender Performance an Andreas Bialas.

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