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Jeder Künstler ist ein Mensch, der exemplarisch leidet

12. April 2023

Von Tine Lowisch

Einer, der stellvertretend für die Kunst litt, der 1997 mit nur 44 Jahren verstorbene Martin Kippenberger, der dieses Jahr 70 Jahre alt geworden wäre, hat auf das verkürzt wiedergegebene und dadurch zur Parole verformte, weltbekannte Sätzchen von Joseph Beuys, dass jeder Mensch ein Künstler sei, geantwortet: „Stetige Analyse ergab: Jeder Künstler ist ein Mensch“. Diese humane, kippenbergische Botschaft schickte der Künstler 1981, notiert auf einer Postkarte aus Italien.

Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp
Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp

Es ist ein Satz, der sich wunderbar eignet, die Beuys’sche Maxime abzulösen. Und gerade jetzt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, finde ich es noch einmal besonders wichtig, ihn zu wiederholen: Jeder Künstler ist ein Mensch. Einer, der stellvertretend leidet, indem er versucht, für die Kunst zu leben. Immer wenn ich das in der Kunststation im Bahnhof Vohwinkel anspreche, kommt aus der Runde verlässlich zurück: Nein, nein, wir, besonders wir hier in Wuppertal, finden, dass jeder Mensch ein Künstler ist, da jeder mit menschlich-kreativer Geistesleistung neue Dinge hervorbringt.

Ja, ja, nein, nein, vielleicht – diese Reaktion und der rund um die Uhr in den Nachrichten berichtete Zustand der Welt lässt mich mit den Jahren innerlich immer stiller werden. Während selbst an Karfreitag um mich herum gekärchert, geschlemmt, mit dicken Karren gepost oder auf dicken Pötten gelacht und getanzt wird, leide ich jetzt auch noch darunter, dass der Einsatz von Text-, Mal- oder Fräsrobotern in der Kunst als immer klüger werdende Multi-Tools es schwer erkennen lassen, ob künstlerisch-menschlich-kreative Leistung hinter einem Kunstwerk steckt oder vielleicht doch eine künstlich-maschinelle Intelligenz.

Vielleicht ist es bald auch einfach egal, welcher Kunst es nun gelingen wird, den aktuellen Stand der Kunstentwicklung zu diesem Zeitenwendepunkt zu markieren. Die Frage, ob die digitale Revolution als Game-Changer dazu führen wird, dass der Spezies Mensch das kreative Denken von Maschinen irgendwann einmal abgenommen werden könnte, wird zur Zeit oft in vielen kunstkritischen Nischen gestellt. Fachleute, vor allem aus anderen Berufsfeldern, antworten da beängstigend simpel: „Maschinen sind dumm; sie lernen nur das, was wir Menschen ihnen beibringen.“ Hierzu von mir kurz randbemerkt noch einmal: Ja, ja, nein, nein, vielleicht. Ob die künstlerische Freiheit im Abgleich zwischen den immer stärker werdenden kommerziellen Interessen und den sich gänzlich neu aufstellenden ästhetischen Bewertungen noch beschützt werden kann?

Es würde mich sehr freuen. Versprechen kann ich es nicht und hoffe einfach (so kurz nach Ostern) nur, dass die Kunst weitergeht, denn aus meiner Sicht muss sie eigentlich nicht mehr zu weit gehen. Das machen wir Menschen ja sowieso mittlerweile. Und so lege auch ich nun meine Zuversicht, dabei still leidend, in die Hände von kleinen Nullen und kleinen Einsen mit der Bitte: Liebe Künstlerkollegenmaschinenmenschen, toppt uns oder stoppt uns. Oder verlangsamt uns wenigstens ein bisschen im Umgang mit der Welt.

Liebe Algorithmen, ihr bringt tatsächlich erstaunlich Überraschendes hervor. Vielleicht lernt ihr ja darüber hinaus auch noch irgendwann einmal, Danke zu sagen. Vor allem für die überbordende Vielfalt von vorab exemplarisch erlittener Kunstarbeit. Das Dankesagen lernt ihr dabei wahrscheinlich nicht mehr von Menschen dieser Zeit. Obwohl: nein, nein, ja, ja, wer weiß.

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