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Das Lesen ist bunt!

Wir alle müssen dafür sorgen, dass es so bleibt // 27. Oktober 2021

Von Max Chistian Graeff

Verflixt: Kaum gab der Spätsommer kurz Gelegenheit, um die verspannten Gliedmaßen zu strecken, setzte ein stürmisches Brausen ein: Bundestagswahl, Kartoffelferien, Buchmesse, Gewürzspekulatius schon ausverkauft, obwohl noch die Ringelblumen blühen: Es geht Schlag auf Schlag dem Ende entgegen. Stau vor den Containerhäfen der Welt! Auf den fetten Kähnen dümpelt der Nachschub an allem, was wir wollen und kaum mehr bekommen, es sei denn, wir kaufen es jetzt! Beeilen Sie sich: Wenn die Lichterketten in den Straßen hängen, ist es schon zu spät. Und für einmal trifft es sämtliche Interessen, denn die Halbleiter sind ebenso knapp wie das Papier. Vom Lametta ganz zu schweigen … Eine bizarre Situation, die fast aus einem Buch stammen könnte, das vor 36 Jahren erschien: »Afrika liegt weiter südlich« hieß der Storyband des Wuppertaler Dichters und Verlegers Alfred Miersch, der am 15. Dezember 70 Jahre alt wird. (Ich schreibe es so früh, damit Sie noch ein Geschenk für ihn bekommen!)

Max Chistian Graeff - Foto: C. Paravicini
Max Chistian Graeff - Foto: C. Paravicini

Drei Jahre nach Mierschs »Afrika« erschien »Nervous Conditions« (1991 auf deutsch: »Der Preis der Freiheit«) der in Simbabwe geborenen Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga, die gerade den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Der Roman, erster Teil einer Trilogie, findet sich in der Liste »Africa’s 100 Best Books of the 20th Century« von 2002 – übrigens zusammen mit über einem Dutzend Autor:innen, mit denen der hiesige Peter Hammer Verlag eine Vorreiterrolle in der deutschen Verlagslandschaft einnahm. Dass Werke aus den Literaturen des zweitgrößten Kontinents die ganze Welt mitgestalten, ist noch lange nicht in unserer Wahrnehmung verankert; vielleicht schämt sich der Kuschelmarkt der schönen Bücher noch zu sehr für die Ahnung, was moderne afrikanische Erzählungen mit »uns« zu tun haben, mit den Elektroschrotthalden in Nigeria, dem Lametta, den Containerschiffen in der Warteschleife … Auch Abdulrazak Gurnah aus Tansania, der diesjährige Literaturnobelpreisträger, schreibt über die Folgen des Kolonialismus. Dessen deutsche Verlage sind aber entweder konkurs oder nicht lieferbereit; da haben wir eine feine Ausrede.

Ein weiteres Buchmessenthema verweist auf die Aktualität des ganzen Komplexes bis hin zum täglichen Rassismus vor unserer Haustür: Heftig diskutiert wurde abermals die Präsenz rechtsradikal agierender Verlage inmitten der sich meinungsfreiheitlich gebenden Messe. Die Buchverlage sind als Aussteller schließlich Kunden, Verbote ein Thema der Gerichte – und außerdem gab es, leider wahr, noch nie eine nazifreie Buchmesse, was natürlich nicht nur deutschsprachige Verlage, sondern Unternehmen aus aller Welt betrifft. Vielen Büchern – sogar sehr dekorativen über Fauna, Flora, Firlefanz – sieht man es nun mal nicht gleich an, wer damit Geld verdient. Allerdings ist die Aggression dieser Präsenz mitsamt offener Bedrohung und Angriff inzwischen so gestiegen, dass diese Diskussion viel offensiver geführt werden muss. Ein Verdrängen der Möglichkeiten, offensichtliche Feinde der Menschenrechte auszusperren, wäre fatal. Unsere demokratische Kultur darf sich nicht hinter einem Buchmarkt des angeblich meist Schönen, Guten, Unterhaltsamen und fein zu Verschenkenden wegducken. Die Bücherwelt ist Spiegel unserer Gesellschaft, die auch im hübschen Umfeld ihre Fratzen zeigt. Der (in Wuppertal aufgewachsenen) Autorin Jasmina Kuhnke, die durch die Absage ihres Messebesuchs das Thema ins Gespräch brachte, zolle ich allen Respekt. Ihr Buch ist lieferbar. Warten Sie nicht bis zum Fest!

Anregungen und Kritik: kolumne@fnkw.de

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