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Was bleibt

Kunst und Kultur halten unsere Stadt wach und lebendig // 15. Mai 2024

Von Uta Atzpodien

„Ich fliege …“, die letzten Worte des Debütromans von Helgard Haug „All right. Good night.“ klingen in mir nach: Sie ist Mitbegründerin des Theaterkollektivs Rimini-Protokoll, das sich seit vielen Jahren mit performativem Aushandeln und Expert*innen des Alltags in gesellschaftliche Prozesse einmischt.

Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkuhl
Uta Atzpodien - Foto: Ralf Silberkuhl

Die Erinnerungen an den an Demenz erkrankten Vater prägen das ausgezeichnete Bühnenwerk, die Hörspielfassung und ihr Buch. Das Foto bleibt, zeigt sie als Kind, das von dem damals jungen Vater mit festem Griff in die Höhe gehalten wird. Wir durften sie als Gast der Reihe „Literatur auf der Insel“ begrüßen, als Teil der Wuppertaler Literatur Biennale.

Deren Banner sind nun eingerollt. Die Literat*innen von auswärts haben die Stadt wieder verlassen: Eine faszinierende und anregende Stimmenvielfalt hat zehn Tage lang in ganz unterschiedliche Kulturorte unserer Stadt gelockt, mit Prosa und Lyrik wachgekitzelt und aufgerüttelt, berührt und nachdenklich gestimmt. Nun ist die diesjährige Ausgabe „Vom Verschwinden“ vorbei: selbst verschwunden? Was bleibt? Der Strom der alltäglichen immer neuen Ereignisse, Eindrücke und Herausforderungen lässt vermuten, wir säßen, immer schneller kreisend, auf einem Karussell. Vielleicht hatte selbst die Biennale in ihrer Dichte etwas davon. Zugleich brachte sie authentisch suchend und mit voller Wucht die utopische Kraft von Lücken und Zwischenräumen an die Oberfläche.

Was bleibt, sind intensive, durch Kunst und Kultur entstehende Momente und Einsichten, die uns in die Utopie eines besseren Lebens geleiten können. Bewegend zeigte die mexikanische Schriftstellerin Verónica Gerber Bicecci mit ihrem Roman „Leere Menge“ im Café Swane, in welchem engen Zusammenspiel Schmerzerfahrungen der Vergangenheit als Traumata in die Gegenwart und auch Zukunft weiterwirken. Zu Textfragmenten zeichnete sie Venn-Diagramme, die in der argentinischen Militärdiktatur, vor der ihre Mutter vor Jahren floh, verboten waren. Sie erwiesen sich als künstlerische Prozesse hin zu einem Verstehen komplexer Zusammenhänge. Die Autorin lud das Publikum ein, selbst kreativ zu werden und eigene Diagramme zu zeichnen. Mir offenbarte die – von fern angereiste – Autorin bewegend anders, wie sehr kulturelle Bildung unsere Wunden zu erkennen vermag, uns im Umgang damit stärken kann und Austausch dazu so erst möglich macht. Für unsere von Traumata, Kriegs- und Fluchterfahrungen geprägten Gesellschaften, auch hier in Wuppertal ist das elementar.

Der so verführerisch duftende Frühling fasziniert in seiner bunten Schönheit und Vergänglichkeit. Das versöhnt, lenkt ab, sind wir doch häufig gefangen von dystopischen Szenarien angesichts unserer polarisierten Gesellschaft, hinzu kommen Kriege und Klimawandel. All die Autor*innen und Debatten öffneten Zwischenräume dafür, wie sehr Vergangenheit und Utopien miteinander verknüpft sind. Warum verlieren wir uns in Kämpfen, statt uns solidarisch zu entwickeln? Die Philosophin Eva von Redecker ermutigte zur „Bleibefreiheit“ und „wilden Solidarität“. Moderatorin Asal Dardan verwies auf den für sich sprechenden Sammelband „Trotzdem reden“. Inmitten aller Herausforderungen, denen Mirjam Zardoff als Leiterin des NS-Dokumentationszentrums begegnet, forderte sie eine „radikale Zuversicht“. Dezentrale Lern- und Erinnerungsorte braucht es, so der zur Dekolonialisierung arbeitende Kurator Ibou Diop. Er appellierte eindringlich an unser „Menschsein“: All das bleibt, konkret für Wuppertal unser Appell: Für mehr Wachheit, Lebendigkeit und Verbundenheit brauchen wir ausreichend Mittel und Freiräume für Kunst, Kultur und kulturelle Bildung.

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