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Ins Offene, Freund!

Von Torsten Krug

Beim letzten Jour fixe des Freien Netzwerks Kultur zum Thema „Kunst trifft Wirtschaft“ berichtete der aus Wuppertal stammende Performer Daniel Hörnemann inspirierend von seiner Arbeit als Störfaktor. Unternehmen zahlen ihm Geld dafür, dass er bei ihnen künstlerisch interveniert. Er sitzt dann – so stelle ich mir das vor – wie ein Außerirdischer in Gremien und beobachtet das Treiben der Anderen. Manchmal zieht er auch gleich mit seinem Atelier in ein Großraumbüro ein. Wenn er dann eine Weile lang mitbekommen hat, wie alles so läuft, klebt er einen ausgetrampelten Pfad zum Kopierer mit Absperrband zu und zwingt so die Leute, neue Wege zu gehen. Dies ist ein Sinnbild dafür, was in Köpfen und womöglich Herzen von Unternehmen passieren kann: Die Störung kann produktive, gar heilsame Kräfte entfalten. Das gibt mir zu denken. Es stimmt schon: Künstlerinnen und Künstler sind Experten darin, etwas noch nicht zu wissen, eine gewisse Unordnung – das Chaos vor der Schöpfung – auszuhalten; darin, sich selbst und ihre Vorhaben ständig neu zu erfinden und zu hinterfragen. Diese Muskeln sind bei uns gut trainiert. Man kann von uns lernen.

Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer
Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer

Andererseits brauchen wir die Klausur, die Versenkung, manchmal mehr als andere. Wenn ich mir vorstelle, zwei Jahre in einem Großraumbüro künstlerisch zu intervenieren, frage ich mich: Schaffe ich dann noch, einen Roman zu schreiben (über Großraumbüros vielleicht)? Ist man dann noch in der Lage zu malen, zu komponieren (Stille womöglich)?

Des Weiteren habe ich erlebt, dass nicht nur wirtschaftliche Abläufe Interventionen gebrauchen können, sondern auch künstlerische. So kenne ich das Phänomen überlasteter Schauspiel-Ensembles, die eine Premiere nach der anderen stemmen, kein freies Wochenende haben und dabei das Gefühl für das, was in der Welt (selbst unmittelbar um sie herum) vorgeht, zu verlieren drohen. Manche Bühne, die es sich leisten kann, holt sich aus diesem Grund Philosophen oder Wissenschaftler ans Haus, die dann dort grübeln, Vorträge halten, diskutieren, kurz: intervenieren.

Ich kann den Gedanken noch weiter spinnen: Jeder Schaffensprozess, jeder kreative Akt ist letztlich ein Einlassen auf eine Intervention – auf das, was einem dazwischenkommt. Der große Theaterregisseur Peter Brook beschreibt seine eigentliche Initiation zum Künstler genau so: Mit einem dicken Regiebuch ausgestattet kommt er als fleißiger junger Mann auf seine erste Probe und erklärt den versammelten Darstellern, wie er sich eine bestimmte Szene vorstellt. Doch schon der erste Schritt, den eine Schauspielerin auf die Bühne tut, ist anders (aufregender) als alles, was er sich jemals hätte ausdenken können. Ein zweiter Darsteller weicht von seinem Plan ab, und Brook unterbricht. Er erklärt seine Vorstellung erneut, doch wieder entsteht etwas vollkommen Neues. Vor die Wahl gestellt, sein Konzept umzusetzen oder sich diesem Augenblick anzuvertrauen, entscheidet er sich, so beschreibt er es, in genau diesem Moment für seinen Beruf: Er klappt das Regiebuch zu, wirft seine Angst in die Luft und arbeitet von da an mit dem, was geschieht. Brooks berühmtestes Buch über seine Arbeitsphilosophie heißt übrigens „Der leere Raum“.

Nun können wir noch weiter gehen und mit John Lennon singen: „life is what happens to you while you`re busy making other plans“. Doch da lasse ich mich ein auf die Intervention meines Hundes Felix, dessen Blick und Körperhaltung mir sagen: „Komm! Ins Offene, Freund!“

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