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Verbunden gegen die Ratlosigkeit

Die Kultur des Miteinander wirkt gegen die Selbstverstümmelung des Denkens.

Von Max Christian Graeff

Eine ertragreiche Pilzsaison geht zu Ende, während die Hubwagenverleiher sich dem Anfragensturm all derer widmen, die nun mit den saisonalen Beleuchtungsgeflechten die künstlichen Himmel des vorweihnachtlichen Großkonsums montieren: In Paris wird ein Wesen mit mehr als 700 Paarungsvarianten ausgestellt; fast hunderttausend neue deutschsprachige Bücher kämpfen um die Schaufensterplätze und die Bewegung Fridays for Future zeigte in diesem Jahr nicht nur das Potenzial einer erwachenden Jugend, sondern vor allem die generationenlang verdrängte Notwendigkeit, den Folgen des bedenkenlosen Lebensaktiv zu begegnen.

Max Christian Graeff - Foto: C. Paravicini
Max Christian Graeff - Foto: C. Paravicini

Ob Myce], Rhizoid, Rhizom, Web, Cloud, AG, Labor oder Verein: Selbst im Fall einer Allergie gegen das Wort „Netzwerk“ sind wir täglich tief in zielorientierte oder ergebnisoffene Beziehungsgeflechte verwoben, in das verwirrende Mit- und Gegeneinander der Politiker und Investoren, der Geheimdienste, Lobbyisten, Rohstoff- und Waffenhändler, in mediale Deutungsgefechte zu frischen sich vielfältig fortbildenden Wirkungsgemeinschaften wie Extinction Rebellion oder auch in offiziell vertuschte Organisationsstrukturen der in Wort und Tat mörderischen Rechtsextremen und der sie aktiv stabilisierenden neuen Mitte". Und an manchem Abend sitzt man still am Küchentisch und fragt sich: Wo in alle dem stehe oder schwimme eigentlich ich selbst?

Eine Überforderung an der turbulierenden Gegenwart ist höchst, menschlich. Um dem Geschehen halbwegs folgen zu können, haben wir immerfort so viele komplexe Zusammenhänge zu verstehen, dass uns - unabhängig von Alter, Stand; Herkunft und Bildung - zuweilen die Synapsen durchbrennen.

Mit dem Auskotzen dieser Verzweiflung in den Sozialen Medien meinen viele, sich zu befreien und zementieren inmitten des Netzes doch nur eine krankhaft geschwollene Egozentrik, anstatt von ihrer Ratlosigkeit aus nach Horizonterweiterung zu suchen. Das Werkzeug dafür tragen wir alle stets bei uns: die Sinne und den Instinkt, die Neugier und die lebensnotwendige Mitmenschlichkeit.

In der Ausstellung „Oskar Schlemmer" im Von der Heydt-Museum sind ab dem 3. November auch Werke des lange nicht gewürdigten Künstlers und Architekten Franz Krause zu sehen, in dessen Bildern ich die heftigste "Neugier trotz Ratlosigkeit" finde. Schließlich waren auch schon seine hiesigen Wirkungsjahrzehnte höchst verwirrend. Auch sein täglicher Neubeginn an der Leinwand, sein Suchen nach Strukturen neuer Technologien und nach Darstellungen biochemischer Vorfälle und gesellschaftlicher Ereignissen regt mich an, selber immerfort neu auf die Suche zu gehen und von der „alten Mitte“ meines Küchentisches aus die hiesigen Orte, der Gemeinsamkeit zu besuchen: Labore wie das freie Netz Werk Kultur, das LOCH oder der Climathon, Foren und Werkstätten, die Kunststation Vohwinkel, die VHS oder Utopiastadt basisdemokratisch und besitzunabhängig, offen für alle Suchenden.

Ausgerechnet unsere Stadt ist, so verpeilt sie auf vielen organisatorischen und politischen Ebenen auch sein mag, eine beispiellos gut sortierte Apotheke gegen vieles, was den Menschen krank macht. Dass der Hut dieser heilsamen Vielfalt und höchst analogen Vernetzung künstlerischer und fürsorgender Menschen kein neuer ist, spielt keine Rolle: Um ihn zu tragen, muss man ihn selber täglich neu aufsetzen, auf dass er Kopf und Verstand vor den Unwettern schütze.

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