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Schönheit im Makel

Von Torsten Krug

Vergangenes Jahr hatten wir den Schriftsteller und Japan-Begeisterten Christoph Peters bei „Literatur auf der Insel“ zu Gast. Als Zugabe brachte er einige zum Teil Jahrhunderte alte Teeschalen mit, die er behutsam auspackte und präsentierte. Zu jeder konnte er eine Geschichte erzählen. Bei ihm zu Hause stehen sie dutzendweise im Regal. Ein besonderer Gedanke, der mich seither begleitet, ist der des „Kintsugi“, der traditionellen Art, gesprungene Keramik zu reparieren. Wenn eine Teeschale zerbrochen ist, versucht „Kintsugi“ nicht, die Makel der Reparatur zu verbergen, sondern hebt diese durch die Verwendung von Gold- oder Silberpigmenten im Lack hervor – und schafft so eine völlig neue Schönheit und Wertschätzung des ursprünglichen Objekts. Die Ästhetik, die hinter „Kintsugi“ steckt, ist „Wabi-Sabi“ und bedeutet so viel wie: die Schönheit im Vergänglichen, Alten oder Fehlerhaften erkennen. Eine einst zerbrochene Teeschale ist nicht weniger wert als eine makellose, neue Schale, sondern erlangt durch die aufwendige Restauration einen einzigartigen, unschätzbaren Wert.

Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer
Torsten Krug - Foto: Andreas Fischer

Vergangenen Freitag feierte Karussell, die Bergische Zeitschrift für Literatur, das Erscheinen ihrer neuen Ausgabe unter dem von Else Lasker-Schüler inspirierten Titel „Ich & Ich – Das Selbst im Taumel“. Vier Leserinnen und ein Leser präsentierten ihre Texte aus dem aktuellen Heft und widmeten sich dem Gespräch mit den Redakteuren. Zur Literatur Biennale 2016 mit neuem Konzept und neuer Ästhetik gestartet, versammelt Karussell zweimal im Jahr Literatur aller Gattungen um einem jeweiligen thematischen Schwerpunkt. Texte erreichen die Wuppertaler Redaktion nicht nur aus dem Bergischen, sondern aus ganz Deutschland, Frankreich, Österreich, den USA oder der Schweiz, darunter solche namhafter Autoren wie etwa des Dichters SAID oder von Wolfgang Butt, dem Übersetzer von Per Olov Enquist. Viele der Autorinnen und Autoren jedoch bewegen sich in der überschaubaren Szene von Literaturzeitschriften und Anthologien, reifen in der Auseinandersetzung mit den Texten anderer und treffen sich gelegentlich im Rahmen von Release-Veranstaltungen dieser Zeitschriften. Sie zu entdecken, zu fördern und ein Stück ihres Wegs zu begleiten, ist eine der wichtigen Aufgaben von Literaturzeitschriften wie Karussell. Die Literatur ist in der Regel ein einsames Erleben. Wer schreibt, braucht die Abgeschiedenheit, das Gespräch mit sich alleine, und sei es inmitten des Trubels eines Berliner oder Bergischen Cafés. Wer liest, lauscht dieser einen Stimme, ganz für ihn oder sie. Umso aufregender kann es sein, Literatur gemeinsam zu erleben, als Lesender wie als Schreibender. Heft-Premieren von Literaturzeitschriften sind wie Treffpunkte für Einzelgängerinnen und Einzelgänger.

„Etwas in mir ist kaputtgegangen“, heißt es in einem Text der Wuppertaler Autorin Kerstin Meixner am Freitagabend immer wieder, und ich muss an die Ästhetik der zerbrochenen Teeschalen denken. Wie Goldfäden vermag Literatur zu verbinden, zu gestalten, was auseinander gebrochen, gar verloren scheint. Auch die Gedichte der Düsseldorferin Nicola Quaß umweht ein Memento mori, bringen in Traumgestalt Sinneseindrücke und Erinnerungsbruchstücke zusammen. Während sie ihre Gedichte liest, ist es vollkommen still. „Lass uns noch ein wenig Zeit teilen“, heißt es am Ende eines ihrer Gedichte, „bevor sie uns verbraucht“.

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