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Eine Reise in die bergische Vergangenheit

Von Tine Lowisch

Wer sich nur aus Vergnügen, also hoffentlich mit schlechtem Gewissen, ins Auto setzt, gibt sich dafür am besten einen weiteren guten Grund, oder einen Auftrag. Unserer hieß diesmal: Recherche. Wir wollten nachvollziehen, warum der Vater von Friedrich Engels sich 1837 von Barmen aus nach Engelskirchen orientiert hat, um gerade dort eine riesige Fabrik zu bauen. Also sind wir über Pfingsten ins Oberbergische gefahren, nach Engelskirchen. Vom Wuppertaler Westen aus ging es hinauf auf die südlichen Höhen, vorbei an endlosen Supermarktketten, öden Baustellen oder dänischen Bettenlagern. Der durch das Navi konfektionierte Weg über Landstraßen bot als einzige Abwechslung ab und zu einen Kreisverkehr, geschmückt mit Objekten, die wie Kunstwerke wirken wollen. Da wir auf dem Weg zum Ziel mehr Abwechslung fürs Auge brauchten, wir tief eintauchen wollten in das Gefühl, in eine andere Zeit zu reisen, schalteten wir die technische Unterstützung aus und fuhren plötzlich über herrlich geschwungene Landstraßen - über atemberaubende Serpentinen, durch Orte mit so wundersamen Namen wie Ente, Dreibäumen oder Habenichts.

Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp
Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp

Unser Ziel Engelskirchen erkannten wir sofort: Ein markanter, geziegelter Fabrikschlot, der Schornstein des Dampfmaschinenhauses, der ehemaligen Baumwollspinnerei Ermen&Engels ragte weit sichtbar über den Dächern. Auf den ersten Blick scheint es bei unserer Ankunft so, als ob die Zeit stehen geblieben ist. Die massigen Grauwacke-Gebäude des ehemaligen Kraftwerks säumen noch immer den früheren Fabrikhof. Und über die Eisenbahnschienen, die vom nahe gelegenen Bahnhof auf den Platz führen, könnte jeden Moment ein Güterzug mit einer Lieferung Baumwolle beim Alten Baumwoll-Lager vorfahren.

Mit über 600 Arbeitskräften im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zählte die Fabrik Ermen&Engels zu den bedeutendsten Schrittmachern der Industrialisierung in unserer Region. Friedrich Engels sen., der Vater unseres „verlorenen Sohns“, war aus drei Gründen nach Engelskirchen gegangen. Einen Ort, der seinen Namen bereits vor ihm trug, hat er bestimmt als ein Zeichen gewertet, das ihm eine gute Zukunft verspricht. Die Agger, die direkt am Firmengelände vorbei fließt, lieferte ihm durch ihr starkes Gefälle ausreichend Wasserkraft für seine Fabrik und in der Umgebung lebten genügend Kinder, die er zur Arbeit heranziehen konnte. Fast 150 Jahre nach der Gründung führten die zunehmende Automatisierung und niedrige Löhne in Ländern der sogenannten Dritten Welt zur endgültigen Fabrikschließung.

Heute steht das gesamte Gelände der alten Baumwollspinnerei und des Wasserkraftwerks unter Denkmalschutz. Dank eines preisgekrönten Umnutzungskonzeptes konnte die Industrieanlage samt Unternehmervilla vor dem Abriss gerettet werden. Das Industriemuseum ist nun Teil einer großzügigen, urbanen Anlage, die in den top restaurierten Fabrikmauern heute das Rathaus, die Feuerwehr, ein Bürgerhaus und die Polizeiwache beherbergen. Wir sind beeindruckt von der jetzigen Nutzung des Areals, die allerdings stark von der Lage der arbeitenden Klasse in Engelskirchen zu Engels Zeiten ablenkt. Nachdenklich und beklommen besuchen wir die Dauerausstellung, die uns die damaligen Bedingungen in der Fabrik erlebbar macht und werden überrascht von der parallel laufenden Sonderausstellung in der ehemaligen Zwirnerei, die die Entwicklung des Konsums von der vorindustriellen Zeit bis in die unmittelbare Gegenwart darstellt. Eine intensive Reise in die Vergangenheit, die Fragen an die Zukunft stellt.

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