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Die Kunst ist eine paradoxe Ressource

Über das neue Rettungspaket und welche Änderungen in der Kunst- und Kulturszene angestoßen werden sollten // 1. Juli 2020

Von Tine Lowisch

Gestern lief die erste staatliche Corona-Soforthilfe auch für Solo-Selbstständige Künstler aus. Und was folgt jetzt? Nach gerade einmal drei Monaten: der Neustart Kultur. So heißt das, in dieser Form noch nie da gewesene, mit unvorstellbar viel Geld ausgestattete Konjunkturpaket, das jetzt kommt. Dieses Paket scheint weitsichtig. Allerdings sollte die Milliarde Euro, die in ihm steckt, so angelegt werden, dass es die Geschichte vom breitgefächertem Kunst-und Kulturangebot in den Städten fortschreibt und die Wirksamkeit von erleichtertem Zugang zur Kunst und Kultur weiterhin nachweist.

Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp
Tine Lowisch - Foto: Claudia Scheer van Erp

Die außerordentlichen Härten des Künstlerberufs, die die Corona-Krise, wie durch ein Brennglass hat sichtbar werden lassen, wird es hoffentlich erst einmal abfedern. Damit dies nachhaltig gelingt, sind nun aber wirklich alle, die es betrifft, und die etwas Konstruktives dazu beizutragen haben, in der Pflicht, sich wirksam in die aktuelle Diskussion mit einzubringen. Es genügt jetzt nicht mehr allein zu singen, zu tanzen, zu malen, oder zu machen. Auch Künstler sind nun aufgerufen, kulturpolitisch kreaktiv zu werden. Denn alles, was bisher an kultureller Infrastruktur aufrechterhalten wurde, kommt nun auf den Prüfstand: Große Häuser in kleineren Städten zum Beispiel – geht das noch? Aus meiner Sicht nur, wenn diese sich aus eigener Überzeugung zur Straße hin öffnen. Wenn sie den Mehrwert in dieser Strategie noch nicht erkennen, sollten sie dazu motiviert werden und sich zum Beispiel ihren freischaffenden Künstlerkollegen mehr zuwenden, indem sie diesen ihre bald wieder besseren Bedingungen, die ja subventioniert aufrechterhalten werden, freigebiger zur Verfügung stellen. Ein großes Haus hat viel Platz für alle. Ich kenne niemanden aus meinem Umfeld, der die große Bühne als persönliche Chance ausschlagen würde.

Darüber hinaus sollte die bisher gängige Praxis, das immer wieder versucht wird, Einfluss auf die Inhalte künstlerisch reflektierter gesellschaftlicher Themen durch die Projektmittelgeber genommen wird, endlich aufhören. Die Kunst ist doch frei?

Vor ein paar Tagen fiel mir zufällig die Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Bergischen Kunstgenossenschaft in die Hände. In einem Grußwort schrieb, vor jetzt schon noch einmal 15 Jahren, die damalige Direktorin des Von der Heydt Museums Sabine Fehlemann, die den „Genossen ohne Dogma“ und auch allen anderen Wuppertaler Künstlern immer sehr zugeneigt war: „…ihre antiakademische Haltung (die der BKG) wird heute mit „frei“ übersetzt. Aber sind sie wirklich frei? Frei wovon? Ist frei das Gegenteil von engagiert? Heißt es unabhängig zu sein, auch von den Finanzen?“ und weiter : „ …lange wurde diskutiert, ob der Künstler nicht, frei nach Schiller, als Starker am mächtigsten allein ist. Aber längst meistert man die Welt nicht mehr im Alleingang. Man braucht die Diskussion, die Auseinandersetzung, das Gespräch in der Gruppe. Alle schließen sich mehr und mehr zusammen, die Liebenden, die Gleichgesinnten, die Städte und Gemeinden…“

Vielleicht ist genau jetzt die Zeit, einen postnormalen Wuppertaler Weg als Pilotprojekt einzuschlagen, indem man aus allen Handlungs- und Interessenfeldern heraus ernsthaft begeistert versucht, die gesamte Kunst-und Kulturlandschaft einer Stadt, fest und frei, miteinander zu vereinen ohne sie gegeneinander auszuspielen. Ernesto Cardenal, der auch in Wuppertal ja kein Unbekannter war, würde sich darüber sehr freuen. Mit ihm müsste man sich jetzt unterhalten können, denn er hat einmal gesagt: „Der Künstler war immer vollkommen in die Gesellschaft integriert, aber nicht in die Gesellschaft seiner Zeit, sondern in jene der Zukunft.“

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