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Es wird einmal...

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Von Max Christian Graeff

Ach, dieser Januar – er war nur ein kalendarischer Peitschenknall, was mir gefiel, denn ich mochte ihn noch nie. Der Februar ist jedoch diesmal als kürzester Monat der längste, eine endlose Pappnasenzeit bis zu den entrückten närrischen Tagen. Bis dahin üben wir Frühling: Die Gartenvögel rasten angesichts der Schneeglöckchen vor Freude völlig aus und vergessen sogar, über meisenknödelklauende Eichhörner zu schimpfen. Und die Kulturschaffenden brüten über dem Jahresplan, rechnen rauf und runter und konstatieren, dass ein gesichertes Existieren schon wieder nicht zu schaffen sein wird. Der Februar ist dem Kulturnarren die Zeit nüchterner Erkenntnis. Erst zum Aschermittwoch erwacht mit den Knospen auch der Trotz. Und die meist bis zum nächsten Januar dauernde Fastenzeit …

Max Christian Graeff - Foto: C. Paravicini
Max Christian Graeff - Foto: C. Paravicini

Es ist mühsam, über Farbräusche, Versmaße und Bausch-Diagonalen zu sinnieren, aber stets erst einmal die klingenden Münzen ins Spiel zu bringen. Schon meine letzte Kolumne streifte im Anlauf den Spagat zwischen Geld und Geltung. Als ins Tal wiedergekehrter selbstständiger Autor bekam ich kein Privat-, nur ein Geschäftskonto. Es war schon immer etwas teurer, unvermögend zu sein. Aber dafür unterstütze ich die Kultur – der Bank. Auch das summiere ich stets im Januar, bis sich unterm Strich die schlechte Laune, die Melancholie und der Selbstzweifel den Platz streitig machen und den Literaturnarren in magenknurrende Agonie verfallen lassen. Nicht vom Leben hatte ich anderes erwartet, nicht von der Unendlichkeit, von der saturnischen Orgie der Dichtkunst, sondern schlichtweg von mir selbst … und nun besäuft sich das Ego fast nur noch an zuverlässig eintreffenden Anfragen, umsonst zu schreiben, gratis zu lesen, unentgeltliche Dienste zu leisten, freundlichst gemeint und stets für den guten Zweck. Und das ist ja auch richtig, denn ich frage selber oft Kulturschaffende an, lohnfrei ihre Themen zu präsentieren, beispielsweise in der Volkshochschule, die halt auch rechnen muss.

Eine Hand wäscht die andere, und um die dafür nötige Seife zu kaufen, wechselt man dann täglich seine Maske und macht allerlei tintenfreie Jobs. Kulturschaffende haben heute viele Gesichter zu haben, und nur selten dürfen sie ihr eigenes zeigen – jenes, das im grauen Februar meist auch nicht sehr vorzeigbar ist. Kunst kostet – den Künstler zumindest sein Antlitz und das Leben.

Nun aber genug gejammert. Manchen geht’s viel schlechter; sie haben nicht einmal den Traum und den Trotz. Emmett Williams schrieb einmal: „Show your work and shut up!“ Wie recht er damit hat, besonders an grauen Tagen! Den Schaffenden ist das lebenslange Maskenspiel ein Teil ihrer Arbeit. Sie haben die Vielen in sich auszuhalten, die Guten und Böseren, die Verzagten und Euphorischen. Und das gilt auch für das Zusammenspiel der freien Szene, für all die vorerst unsichtbare Arbeit, das Vernetzen und Verbinden, das Entwickeln und Theoretisieren. Da muss man durch. Und in drei Wochen ist Karneval, dann dürfen zumindest die Masken des Selbstmitleids wieder in den Schrank …

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